Bin jetzt endlich dazu gekommen Midnight Suns richtig zu spielen, ähm, ach nee, heißt ja Marvel's Midnight Suns (Gott, wie ich solche Pedantik bei Namen hasse, bringt mich jedes Mal durcheinander wenn ich das Spiel in der Library nach Alphabet sortiert suche), und habe ganz gut Spaß mit dem Spiel auch wenn ich finde das einige Sachen so unnötig gegen das Spiel arbeiten. Schreibe mal etwas ausführlicher (weil ich mich ungerne nur knapp halte ^^).
Vielleicht als zwei kleine Disclaimer vorher damit man meine Meinung einigermaßen einordnen kann:
Auch wenn ich das nicht so sehr raushängen lasse wie bei anderen Spielen und Franchises, bin ich riesengroßer XCOM Fan. Die Spiele sind rein vom Gameplay-Standpunkt aus meine favourite turnbased games ever.
Ebenso ist meine Relationship mit Marvel wohl sehr einzigartig. Ich gucke keine Filme, außerhalb der Spiderverse Filme und Deadpool, keinen einzigen MCU Film oder Serie gesehen, noch habe ich je die Gelegenheit oder finanziellen Mittel gehabt irgendwelche der Comics in meiner Jugend oder später zu lesen, bin aber praktisch terminally online und bin durch pure Osmosis der Popkultur trotzdem auf dem laufenden bezüglich dem was z.b. in besagten Filmen passiert und habe dafür auch so ziemlich jedes Marvel-Game, das nicht unbedingt mobile ist, gespielt, von den Fighting Games über dem Insomniac Stuff, selbst eher so trashigeren Kram wie Marvel Heroes habe ich relativ intensiv gespielt, sodass ich trotzdem überdurchschnittlich gut Bescheid weiß über das Universum und sogar einige obskurrere Charaktere und Events.
Primär hab ich auf das Spiel Bock bekommen, wie schon mal woanders im Forum geschrieben, aufgrund von Marvel Rivals, dass bei den Charakteren, Personalitys und Designs besser als exzellent abschneidet und ich deswegen einfach Bock habe mehr mit den Figuren zu machen, wenn auch unter anderen Autoren.
Bin auch noch ziemlich weit am Anfang, und insgesamt macht es schon sehr viel Spaß. Einige Punkte, die mir sehr gut gefallen:
-Ich finde die Abbey als Homebase richtig, richtig gut. Die ist visuell gleichzeitig richtig cozy, aber auch angemessen spooky und erstaunlich groß, je mehr man von der aufdeckt und Rätsel löst um neue Abschnitte zu erschließen. Erinnert mich auch sehr an die MK11 Krypt vom Aufbau, was ein mega Kompliment ist.
-Vom Writing landet erstaunlich viel Humor, schon jetzt am Anfang hab ich schon einige aufrichtig lustige Lacher gehabt und viele Charaktere sind sehr charmant geschrieben.
-Das geht gleich unten in einen negativeren Punkt über, aber die ganze Aufmachung mit dem ganzen Teambuilding Stuff, dem "Social-Media"-Feed innerhalb des Teams, wo man auch persönliche Messages von den Helden kriegt und die ganzen Gelegenheiten mit denen abzuhängen, Zeit zu verbringen und so, ist super, wie eine Marvel Version von Mass Effect 2/3.
-Das bindet sich auch gleich in einen negativen Punkt ein, aber das Card-based Gameplay geht sehr gut von der Hand, hat größtenteils einen angenehmen Flow, die Moves sehen cool animiert aus und haben schon jetzt vielseitige und kreative Effekte, die coole Kombinationen ermöglichen
-das ganze Progression-System ist super motivierend, nicht nur vom gameplay-technischem, wo es so viele Möglichkeiten gibt, Cards upzugraden, Buffs zu unlocken, die Abbey mit neuen Abilities auszuweitern, etc. aber auch visuell. Dachte wirklich am Anfang, dass das vom Editor alles wäre, was ein wenig dürftig wäre. Aber das man tatsächlich so vieles an Outfit-Teilen, Frisuren, Eye-Colors, Tattoos und so freischaltet über Kisten, die in der Abbey versteckt sind, Sachen, die vorher nicht mal angezeigt werden im Editor mit nem Schloss, finde ich super, viele Spiele trauen sich heutzutage sowas ja gar nicht mehr, aber sowas motiviert mich ungemein mehr zu spielen und alles mitmachen zu wollen
Aber vom negativen her fallen mir auch schon ein paar Punkte auf, die irgendwie nicht ganz rund sind und ich ein wenig ausführlicher beleuchten möchte:
-Irgendwie ist das Spiel hin und hergerissen von einem persistent game mit einem einzigen Durchlauf ohne timelimit und den eher time-limit-based Elementen, die ein klassisches XCOM hat. Bei XCOM hat man ja immer einen timer, wo man X-tage Zeit hat um irgendwas zu erreichen, sonst ist die ganze Kampagne gescheitert, game over. Das hat man hier (jedenfalls bis da wo ich bin) nicht.
Aber trotzdem haben so einige Mechaniken so eine merkwürdige Limitierung oder one-time uses, was so eine Dynamik von "player, don't waste it at the wrong time, be careful" erzeugt, die sich mir aber nicht erschließt, warum?
Man kann z.b. spezielle Hangout-Locations in der Abbey entdecken, die bei einem Hangout mit passenden Charakteren einen massiven Level-Up Boost geben. Diese speziellen Hangouts kann man im Gegensatz zu generischen Hangouts pro Location und pro Charakter aber nur EINMAL in einem Spieldurchlauf machen. Warum? I don't know, gibt kein time-limit in der Story selbst oder so, der Ort ist ja immer noch da, warum kann ich nicht später nochmal mit dem Charakter an den Fluss zum Angeln gehen, wenn ich doch hundert Mal einen normalen Hangout anwählen kann und mit ihnen Videogames zocken kann.
Das würde halt nur Sinn von einer Gamedesign-Perspective machen um bei diesen speziellen Hangouts einen gewissen Druck zu erzeugen, dass man auch ja die richtige Location zum richtigen Charakter matched, was bei einem time-based Spieldesign wie XCOM super Sinn machen würde, weil es da dann eine Gelegenheit wäre für einen großen Levelvorschub, der es dir erstmal leichter macht, oder im Falle eines mismatches du auf einmal ein riesiges Upgrade-Potenzial verschenkt hast und diesen Defizit in dem Playthrough managen musst, bevor dir alles auf die Füße fällt und die Kampagne scheitert. Aber diesen Zeitdruck gibt es ja nicht, warum sind die nur einmal anwählbar? Doesn't make any sense, hatte mir jetzt immerhin ne Mod installiert die das (und ähnliche Deisgnentscheidungen) fixed.
-Es ist nicht super schlimm, aber schon leicht schade, dass die Power Fantasy nicht (jedenfalls nicht immer) so ganz rüber kommt der Helden. Da habe ich mich schon vorher ein wenig gefragt, ob das bei einem turn-based Spiel nicht ein wenig ungünstig ist. Nun kann ich revidieren, dass das spezifisch bei einem turn-based Spiel mit Fokus auf Squads ungünstig ist (obwohl mir auch kein Spiel mit turnbased Kampfsystem einfällt, wo man nur einen Charakter steuert um ehrlich zu sein).
Es wirkt nämlich schon ein wenig awkward, wenn Captain Marvel mit einem normalen Hydra-Soldier, der ein SWAT-Riotshield hat, Probleme hat den mit ein, zwei Schlägen auszuschalten vom Powerlevel her. Das ist natürlich der Natur der Dinge gegeben, bei turn-based Spielen hast halt meist wenige Gegner, musst Schwachstellen auslöten und all so Kram, und damit das alles notwendig ist, darfst du die natürlich nicht alle oneshotten können, und das ist vom Gameplay auch spaßig, aber von der Optik her weird, dass du drei overpowered Heroes wie Captain Marvel, Iron Man und Doctor Strange da hast und die von so 4 oder 5 normalen Hydra Soldaten in Schach gehalten werden und das denen alles abverlangt um die zu überwältigen, während jeder von denen die eigentlich solo binnen Millisekunden wegwipen können müsste.
Das ist auch ärgerlich, weil in Magik's Trainingsraum, wo man mit einem einzelnen Charakter solo in Limbo gegen Dämonen trainiert, die praktisch alle one-hit kills sind und jeder Kill einem Card-Plays zurück schenkt und den Spieler praktisch eine endlose Kombo machen lässt, solange man immer Gegner killt, das Powerlevel richtig gut rüberkommt. Ist ja nicht der Maingame-Mode, aber da kommt schon fast character-action game flow auf, in einem turnbased Game of all things, wenn man versucht mehr und mehr Dämonen mit einzelnen Attacken auszulöschen und da teilweise 7 oder 8 Gegner mit einzelnen Attacken auslöschen kann. Hilft auch, dass da wesentlich mehr Gegner sind. Ist wie gesagt nur ein kleinerer Punkt, auch wenn ich hier so im Detail drauf eingehe, aber für mich sollte idealerweise gameplay/difficulty mit setting/lore im Einklang sein.
Und dafür sind imo die Bossfights richtig spaßig und das Problem existiert so nicht, wenn du gegen einen anderen ebenso starken Helden mit Superpowers kämpfst. Bossfights sind in XCOM immer eher nicht mein favourite stuff, ist also so eine lustige Reversal zwischen den Spielen.
-Als Gegengewicht zu dem positiven Punkt zu dem ganzen Teamstuff oben, ich hatte vorher ja schon immer gelesen, dass wohl bis zu letzter Minute ein Relationship System fürs Spiel geplant war und in letzter Minute zurückgezogen wurde von Marvel, und ja, so fühlt es sich so sehr an. Das ganze ist von der Aufmachung so merkwürdig vom Tone her.
Man könnte jetzt ja sagen, ja, macht ja kein Sinn bei Marvel-Charakteren mit etablierten Partnern, wie Peter Parker oder Tony Stark. Aber das Argument fliegt aus dem Fenster von Minute eins an, wenn man sieht, dass der eigene Main-Charakter mehr von jedem anderen Helden verehrt wird als alle Persona-Protagonisten zusammen. Bei besagtem Persona gibt es ja schon eine gute Anzahl an Spielern, die es nervt, wie praktisch jeder andere Charakter dem MC die Stiefel leckt und alle einen anhimmeln, aber das ist hier noch viel extremer. Es ist zwar auch der Story des eigenen Charakters geschuldet, aber von Minute 1 an ist der eigene Charakter der coolste schlechthin, alle anderen Helden vergöttern ein, und wenn die selbst noch so erfahren, stark und berühmt sind, selbst Captain Marvel kann es kaum fassen, dass sie mit dem "legendären Hunter" abhängt. Von da an braucht man sich eigentlich nicht zu sehr an etablierter Marvel-Lore zu sehr aufhängen, wenn es dem Spieldesign in den Weg kommt und das Spiel praktisch jetzt schon eine visualisierte Fanfiction ist. Und dazu ist alles andere so merkwürdig designed.
Sowas wie, dass wenn man die Beziehungen zu den Charakteren vertieft und die mit dir ausgehen und dir ihre "privatesten Wohlfühl- und Rückzugsorte" zeigen und mit dir über ihre Gefühle für dich reden und du danach mit ihnen auf ein Picknick bei Mondschein gehst um ihnen danach verzauberte Herzchen-Pralinen zu schenken, die ihr "Heart"-Meter füllen (es musste natürlich auch ein rosa Herzchen sein und kein, I don't know, "Thumbs up" für mehr Friendship?) und man in der Base sogar seinen favourite Charakteren Komplimente machen kann, aber das alles natürlich rein platonisch ist, of course (all das ist exakt so passiert bei mir im Spiel mit exakt diesen Dingen).
Einfach so weird, warum man da so nen Rückzieher gemacht hat in letzter Sekunde, weil die Charaktere sind alle sehr unterhaltsam und machen auch so schon viele flirty Kommentare, die wohl so zurückgeblieben sind, weil das Spiel erst damit in mind entwickelt wurde? Wäre auf jeden Fall um einiges interessanter gewesen, gerade da ich schon gesehen habe, dass Replayability auch vorgesehen ist, da es dafür auch Rewards, New Game+ und höhere Difficulties gibt. Mit verschiedenen Romance-Pfaden wäre das hand-in-hand gegangen, da das Spiel ja auch viele Cutscenes, Dialoge und Dialog-Choices hat, die ja nicht auf einmal weg sind bei neuen Playthroughs, es also keine pure Gameplay-Erfahrung, wie ein Soulslike z.b. ist. Ist ja vom Format praktisch wie ein Mass Effect oder Dragon Age, beides Spiele, die ich dutzende Male durchgespielt habe um verschiedene Relationships zu sehen, weil die Charaktere alle cool und likeable sind, aber wenn es bei den Spielen stattdessen nur höhere Stat-Boosts und Difficulties gegeben hätte wie hier, hätte ich mir das da wohl gespart.
Zu guter letzt ohne das positiv oder negativ einordnen zu wollen, weil das halt super persönlich ist, finde ich viele Charaktere stark charaktisiert, habe aber das persönliche Nullnummern-Los gezogen. Einer der Hauptgründe, warum ich Bock auf Midnight Suns hatte, war das Magik sehr prominent drin vor kommt. Magik fand ich immer ziemlich cool, egal wo sie drinne aufgetaucht ist, aber gerade ihre Rivals-Iteration ist vom Design und Charakterisierung S+ Tier.
War klar, dass Midnight Suns natürlich eine eigene Version hat, alles gut soweit, und auch wenn visuell die MS Versionen nicht an Rivals rankommen, sind sie meilenweit besser als das trashfire dass das Square Enix Avengers Game war. Bis dann Magik im Spiel aufgetaucht ist und ich sie sprechen hören habe und sofort innegehalten habe. Es ist echt bizarr wie gut mein Gehör dafür schon geworden ist, aber die Stimme habe ich sofort erkannt (liegt wahrscheinlich daran, dass ich nahezu jährlich Saints Row 3 und 4 replaye), Spiel pausiert und im Netz nachgeschlagen, und jupp. Magik wird in MS von Laura Bailey gesprochen. -.-
Die kann eigentlich gar nichts dafür, ihre Performance ist nicht mal offensively bad oder irgendwas, aber ich kann ihre Stimme einfach nicht mehr hören, in egal welchem Spiel, ist genauso schlimm wie Troy Baker. Ruiniert mir so ein bisschen den Charakter, obwohl ich mich spezifisch da drauf gefreut hatte.
Vor allem, ist des nach CoD Vanguard schon das zweite Mal in jüngerer Zeit, dass sie einen russischen Charakter spielt, da hatte sie ja auch die russische Scharfschützin gespielt (und sogar als Facemodel für den Charakter gedient), keine Ahnung warum das gerade bei weiblichen russischen Charakteren heutzutage immer passiert. Ist auch super nerdy, aber beschäftige mich dafür viel zu viel mit Voice Acting und Actors in Spielen und bemerke sowas immer sofort.
Dafür, on the other hand, sind ne Menge anderer Charakter cooler denn je. Z.B. war ich nie großer Doctor Strange Fan, fand ihn jetzt nie scheiße oder so, aber gab viele coolere Helden bei Marvel, aber goddamnit, ist er hier so ein bisschen ein show-stealer. Mega sympathisch und die Level-Up Conversations auch sehr introspektiv und interessant. Blade ist sowieso immer einer der coolsten Charaktere wo auch immer er auftaucht, aber damnit, wenn er nicht der most handsome motherfucker ever ist, auch richtig gut.
Und auch sehr positiv überrascht bin ich von der Version von Captain Marvel. Die Figur ist nach der Rezeption von irgendwelchen toxischen Reaktionären zu ihrem Film immer ein wenig schwierig einzuordnen heutzutage, auch wegen der Powerdifferenz zu anderen Charakteren, ist ähnlich schwer den Charakter likeable und relatable zu designen wie z.b. bei einem Superman, aber hier haben sie es imo geschafft. Der Fakt, dass sie superbroken ist, ist mehr background noise, stattdessen erinnert sie mich sehr an BG3's Karlach von der Personality, auch wenn Midnight Suns natürlich vorher rauskam und die Figur Captain Marvel viel älter ist.
Aber ja, insgesamt hab ich schon viel Spaß mit dem Spiel, jetzt schon, aber denke mir, wenn man das Spiel vielleicht länger supported hätte, vielleicht ein, zwei größere Spielerevisionen wie XCOM sie ja auch immer gekriegt hat, wäre das absolut erstklassig als Spiel, so ist es immer noch sehr spaßig, aber man hat immer so ein paar, kleine Kopfzerbrechen, die bei einem Fragezeichen auslösen.