Immer ein schwieriges Thema... ich kann auch zu 100% zwischen Spiel und Realtität trennen.
Trotzdem gibt es Grenzen bei Dingen die ich -spielen- will. Und dazu gehört eben Tierfang, Tierquälerei und ähnliches.
Das erste mal ist mir das bei Black Flag aufgefallen... ich hab kein Problem damit hunderte Leute zu massakrieren, Schiffe zu versenken... aber dann sollte ich nen Wal harpunieren... und da hatte ich plötzlich echt nen Widerstand in mir endeckt. Das wollte ich nicht machen... auch nicht in einem Spiel.
An einem Tag steh ich vor dem dänischen Generalkonsulat in Nürnberg und demonstriere gegen den Walfang auf den Färöer Inseln, und daheim harpuniere ich lustig Wale? Irgendwie hat das nicht gepasst.
Auf der anderen Seite bin ich auch zu 100% gegen Gewalt an Menschen... in einem Spiel hab ich damit aber kein Problem, ganz im Gegenteil, da hab ich Spass dran irgendwelche Leute mit der Schrotflinte in Einzelteile zu zerlegen. Könnte ich den ganzen Tag machen...
Aber dann hab ich immer ein blödes Gefühl wenn es in allen möglichen Spielen Tiere zu jagen gibt... ein gutes Beispiel ist da z.B. FarCry... wo es super ist seltene Tiere zu Jagen um mir ne Handtasche daraus zu bauen.... bäh... gibt glaub ich kaum was widerlicheres.
Wo ist also der Unterschied? Und da wird es irgendwie schwierig das in Worte zu fassen...
Ich bin zu 100% bei der Argumentation "Das ist nur ein Spiel und nicht die Realität" dabei... so würde ich auch argumentieren wenn irgendwelche Anti-Gewalt-Leute vor mir stehen und sagen dass es in Spielen keine Gewalt geben sollte.
Wenn es um Tiere geht wechsle ich jedoch sofort die Seiten und bin der Meinung dass das in der Form nicht geht... vor allem nicht in der verglorisierenden Art und Weise wie es z.B. FarCry macht. Beim Walfang oder bei FarCry-Primal kann ich z.B. noch den historischen Kontext verstehen... und das zähneknirschend hinnehmen... aber darüber hinaus bin ich komplett raus.
Also nochmal... wo ist da der Unterschied... ich weiß es einfach nicht. Zumindest kann ich es nicht erklären.
Wenn ich es versuche komme ich sehr schnell in eine misanthrope Richtung... auch in der echten Welt würde ich mich immer für ein Tier, und gegen den Menschen entscheiden...
Und den Gedanken kann ich aber öffentlich nicht weiter ausführen... schnell erreiche ich da die Grenze was man sagen darf...
Ich glaube, was einen großen Unterschied zwischen Tieren und Menschen in Spielen macht bei Spielern wie dir ist unter anderem auch das Tiere um einiges "hilfloser" sind als Menschen. Jetzt nicht wortwörtlich, da Bären, Wölfe, Haie, etc. natürlich gefährlich sein können, aber die meisten Menschen, die man in Spielen tötet sind in der Regel in irgendeiner Form willentlich in kämpfenden Rollen. Seien es Banditen, Soldaten, Assassinen oder sonst was, sind es ja, selbst in Fällen wo die menschlichen NPCs nicht explizit moralisch böse sind (was sowieso sehr selten ist), immer Menschen, die zumindest bewusst das Risiko einer physischen Auseinandersetzung eingehen.
Wenn ich aber bei Far Cry einen Puma, Wolf oder Honigdachs jage, hat der ja nicht eingewilligt dem Kampf gegen die Menschen in der Armee beizutreten, auch wenn er scharfe Zähne, Hörner oder Krallen hat, in dem Sinne sind Tiere wesentlich eher vergleichbar mit normalen Zivilisten, bei denen die allermeisten Spiele das auch abstrafen oder sogar ganz blockieren, wenn man die tötet, und bei denen auch wesentlich mehr Spieler ein Problem mit dem Gewissen haben, wenn es darum geht wahllos wehrlose Zivilisten zu ermorden, siehe die Rezeption damals zu Hatred.
Kann da deinen Punkt schon nachvollziehen, auch wenn ich persönlich damit kein so starkes Problem in Spielen habe, solange es gut kontextualisiert ist.
In einem Red Dead Redemption 2 wird es ja sogar teilweise storytechnisch in wenigen Missionen thematisiert, gehört zum Survival Aspekt, den das ganze Camp betrifft und bestraft einen in gleich mehreren, verschiedenen Mechaniken, wenn man Tiere nur zum Spaß oder möglichst qualvoll jagt.
Wesentlich schwerer hab ich mich da mit den Tomb Raider Reboots getan, wo so ein großer Wert auf diesen Image Wechsel von Lara Croft gelegt wurde, immer mit dem Bogen in jedem offiziellen Artwork, die ausschließlich natürliche Ressourcen nutzt und im Gegensatz zu den bösen Söldnern der Flora und Fauna der jeweiligen Region nicht schaden will... nur damit man im Gameplay dann ohne jegliche Konsequenzen jedes Tier am effizientesten mit Sturmgewehr und Shotgun erschießt (viel besser, schneller und leichter als mit dem Bogen), wenn nicht sogar noch besser mit dem Granatwerfer in Grund und Boden bomben und das Spiel es indirekt sogar belohnt und für so viel essentiellen Gameplay-Kram sogar benötigt. Da hatte ich sogar auch ein mulmiges Gefühl beim Spielen.
Insgesamt gefällt ich es mir wie bei Baldur's Gate 3 am besten. Da kann man, insbesondere wenn man als Dark Urge spielt, wirklich brutalst grausame Dinge machen, auch Tieren gegenüber, weit extremer als die meisten Spiele es je erlauben würden und man auch von der eigentlich bunten Optik des Spiels womöglich nicht erwarten würde (oder um ein Beispiel von einem Kumpel in einer Koop-Session von mir zu nehmen, der aus Versehen in einem Kampf-Encounter ein paar Kinder getötet hat, die feindlich gestellt waren und visuell nicht so leicht von den Erwachsenen ihrer Spezies zu unterscheiden waren und er ein bisschen schockiert danach war, weil er es gewohnt war, das Spiele sowas grundsätzlich blockieren und er deshalb davon ausging, dass es ja Erwachsene sein müssten, wenn man sie angreifen und töten kann).
Aber, es gibt genauso viele Optionen, wenn nicht sogar mehr, um freundlich zu Tieren zu sein, ihnen zu helfen und mit ihnen positiv zu interagieren. Entweder über magische Wege wo man mit ihnen sprechen kann, oder sogar wenn man explizit kein Magier ist mit einem eigenen Skill, der einem hilft gut im Umgang mit Tieren zu sein, mit extra Animationen und Interaktionen dafür bei so gut wie allen Tieren im Spiel (plus all den extra Optionen wenn man einen Druiden als Klasse spielt).
Der Impetus liegt dann letzten Endes bei mir und ich mag einfach generell sehr ungern in Spielen grundlos ein Arschloch zu spielen, noch vermeide ich es gerne unnötig andere Menschen, aber insbesondere Tiere leiden zu sehen, wenn ich es kann. Dadurch wird das aber nicht etwas vom Entwickler aufgezwungenes, sondern kann sogar meinen Spielercharakter mehr Charakterisierung verpassen, wenn das aktiv eine moralische Konstante ist, an der nicht nur ich, sondern auch mein Charakter festhält und das Spiel mir erlaubt das konsistent das ganze Spiel durchzuspielen. Wenn ich die Option habe wirklich abscheulich zu sein, ist die Entscheidung gut zu sein, meine eigene und nicht per Default entschieden, und dadurch umso wertvoller, da es mehr auch über meine Prioritäten als Spieler aussagt.