Hm, wo fange ich an? Am besten mit meinem Ende und ein kleines Fazit. Bei Norah habe ich Sterbehilfe geleistet, alle anderen haben überlebt, am Ende zu Jay auf die Farm, das passte wie ich fand am besten zu meinem Durchgang und meinen Aktionen. Ein Kurzfazit: Mir hat Beyond insgesamt gut gefallen, im Endeffekt fand ich es aber doch deutlich schwächer als Heavy Rain. Wieso, warum, weshalb, darauf gehe ich noch deutlicher ein. Zunächst will ich sagen das ich Beyond nur einmal durchgespielt habe, das Navajo-Kapitel jedoch wärenddessen zweimal neugestartet habe. Nach dem durchspielen habe ich dann mehrere Kapitel nochmals ohne Speichern gespielt um zu sehen was sich ändern hätte können. Heavy Rain habe ich viermal durchgespielt, allerdings auch dort drei Kapitel beim ersten mal neu geladen. Nun gut, auf zur Technik. Die Technik ist sehr gut, Grafik [auch wenn ich den Stil in Heavy Rain besser finde] und Sound sind toll, die Synchro ist wie bei vielen Sony First Party-Spielen sehr gut, in dem Bereich gibt es eigentlich nichts zu meckern.
Die Steuerung hingegen, oje, wieso musste man die Interaktion gegenüber Heavy Rain verkleinern und hat nur noch kleine weiße Punkte? Manches mal wusste ich bei mehreren Punkten nicht genau welche Richtung des Sticks welchen Punkt nimmt, so passiert im Helikopter. Warum konnte man das nicht auf X, O, Dreieck oder Viereck legen? Dazu konnte man viele, auch nicht unwichtige Entscheidungen nicht nochmals überdenken und bspw. nochmals aufstehen. Sehr sehr nervend. Richtig schwach fand ich aber die QTE-Ausweichaktionen und -Kämpfe, schwarz-weiße Zeitlupe und ich muss die Bewegung die Jodie macht nachziehen. Okay, nur leider manchmal nicht klar erkennbar welche Richtung denn genau. Beim QTE im brennenden Indianerdorf wusste ich bei meinen drei Versuchen nie wirklich ob ich links, unten oder links-unten drücken sollte. Auch die Kampfsteuerung mit Aiden war nicht sehr toll, die wackelnde Kamera und diverse Effekte überschatteten manchmal was man machen sollte. Heavy Rain war hier in jedem Punkt besser.
Nun zu einem wirklichen Schwachpunkt: Die Liniarität. Es spielt zu 98% überhaupt keine Rolle was man für Entscheidungen trifft. Es ändert sich mit einer Ausnahme nichts, ausser ein par fehlenden Figuren in Videosequenzen. Nur am Ende hat man eine große, eigene Wahl. Und das fand ich, gerade im Vergleich mit Heavy Rain enttäuschend. Noch viel schlimmer allerdings war dieses "Wähle Tor 1, 2 oder 3!" am Ende. Mit Ausnahme einer Aktion bei der man ratet [Ryan stirbt/stirbt nicht] hat es überhaupt keine Konsequenzen wie man sich im Spiel entscheidet. Es ist egal ob man Jay die Wahrheit sagt und ihn dann küsst oder doch nur umarmt, es ist egal ob man die zwei Obdachlosen rettet oder nicht, und es ist auch egal ob man mit Ryan ins Bett steigt oder nicht, selbst wenn man ihm im Eis sagt das man ihn nicht liebt ändert das nichts, wenn er überlebt hat man trotzdem die Möglichkeit mit ihm zusammen zu leben. Warum konnten die Entscheidungen bei diesen Personen mitten im Spiel nicht über das Ende entscheiden?
Auch hier war Heavy Rain bedeutend besser, das Ende änderte sich bspw. ob man mit Madison im Hotel ins Bett geht oder nicht, mitten im Spiel eine Entscheidung die Auswirkung auf das Ende hat. Der Wiederspielwert ist dadurch imo auch weitaus höher bei Heavy Rain. Heavy Rain proftierte dabei natürlich davon das es vier Protagonisten gab, bei Beyond hingegen ist es nur ein Chara der uns seine Geschichte zudem im Rückblick erzählt. Das führt natürlich schnell dazu das man weiß das der Chara überlebt und egal was man für Entscheidungen trifft trotzdem letztendlich an dem Punkt ankommt an dem er uns seine Geschichte erzählt. Das beste Bsp. dafür sind Aktionen mit Aiden, es macht keinen Unterschied ausser bei den Trophaen ob man mit Aiden gut oder böse ist, es ändert sich nichts. Auch die Kontrolle mit Aiden ist so eine Sache, Bart Wux hat es in seinem Review ausgeführt, ich kann den einen Soldaten übernehmen, den der zwei Meter weiter steht aber nicht, ich kann den einen Soldaten erwürgen aber nicht übernehmen, etc. Dieses Feature mit Personen manipulieren gab es ja schon früher, bspw. im tollen Second Sight, aber dort konnte man frei wählen wen man übernimmt. Beyond erinnert mich in der Beziehung deutlich an Geist für den GameCube, dort musste man als ... nun ... Geist andere Lebewesen übernehmen um weiter zu kommen. Die Grundidee war toll, aber die Ausführung zu schlecht, man hatte immer nur eine Möglichkeit die Leute zu erschrecken, entweder ein Gegenstand oder ein Geräusch, keine Auswahl. Und genauso ist Beyond, und das ist schlecht. Gerade mit der Power die die PlayStation 3 hat, und auch weil bspw. in Afrika selten mehr als zehn Soldaten gleichzeitig da waren hätte man das doch machen können das man den übernehmen könnte den man will. Warum nicht?
Ein weiterer negativer Kritikpunkt für mich ist die aufgestückelte Erzählweise, am Ende macht es von der übergreifenden Geschichte her zwar Sinn und es wird erklärt wieso es hin und her springt, aber es funktioniert nicht. Die Abschnitte sind oftmals zu kurz um richtig drinn zu sein, dann springt man schon wieder in ein bedeutend anderes Alter mit einem bedeutend anderen Hintergrund. Und das funktioniert nicht. Eine aufgestückelte Erzählweise aber mit größeren Stücken wäre hier vieleicht besser gewesen, ähnlich wie in American History X.
Gerade in Anbetracht der Figur des Nathan drängt sich mir ein Text zu
American History X auf den ich vor langer Zeit mal gelesen habe. Nathan wandelt sich ja zu einem besessenen, aber das fast komplett ohne das man es merkt. Die einzige Möglicheit vor Ende des Spiels dies mal zu bemerken ist wenn man in einem Kapitel zur richtigen Person geht und die richtige Taste drückt, also dem kompletten Zufall überlassen. Sonst gibt es nichts, ausser dem Kapitel
"Spuk". Und das ist das Kapitel was mich an den Text zu
American History X erinnert:
"Das letzte Puzzlestück das zeigt wo die Veränderung begann." In
American History X ist es die Abendessen-Szene mit dem Vater am Ende die alles zusammenfügt. Und genau so eine Szene sollte auch das Kapitel
"Spuk" sein. Das Problem ist nur: David Cage kann nicht schreiben. Es greift nicht zusammen wenn man vorher nicht Hinweise bekommt. Als Jodie ein kleines Kind ist ist Nathan nicht anders zu ihr als wenn sie ein Teenager ist.
Ja ich gehöre auch dazu die sagen das David Cage ein schlechter Autor ist, sei es für die übergreifende Geschichte ansich oder für die Story. Bei Heavy Rain reihte sich Logikloch an Storyfehler an miesen und billigen Red Hering an Logikloch an Storyfehler. Bei Beyond sind mir weniger aufgefallen [hey, ist doch okay das zwei Amerikaner durch eine asiatische Millitärbasis laufen dürfen] aber dafür sind andere Dinge vorhanden wie
"Die Party". Okay, Teenager sind grausam [ich erinnere mich daran gelesen zu haben das eine polnische Schulklasse ein Mädchen in den Selbstmord trieb, in der Klasse war zudem noch ihr eigener Cousin], aber hier ist es einfach so spontan das es lächerlich wirkt. Und natürlich hat die Mutter keinerlei Ahnung von ihrem Kind, sie gab wahrscheinlich auch den Rat mit dem Buch als Geschenk.
Okay ich will fair sein, es hängt natürlich auch etwas damit zusammen wie der Spieler spielt, aber bspw. den Tanz kann man gar nicht ablehnen wenn man sich hingesetzt hat. Es wirkt einfach billig. Noch billiger dann halt wenn man mit dem Jungen tanzt und ihn küsst.
Jetzt werden manche sicherlich sagen das Videospielstorys eh nie besonders gut sind, und dem pflichte ich bei. Videospielstorys sind Aufgrund ihrer Natur anders als Filmstorys oder Bücherstorys. Und im direkten Vergleich sind sie
"schlecht". Und daran ändert auch bspw. ein Kojima nichts [hey, Metal Gear Solid als Film wäre trash³, macht die Augen auf]. Aber als Spielstory, mit ihren eigenen Regeln, da funktionieren sie und sind in dem Bereich sogar durchaus
"gut". So gesehen müsste ich also auch Beyond so bewerten. Kann ich aber nicht, was an der Person des David Cage liegt.
Nicht das es jemand falsch versteht, ich respektiere seine Arbeit, ich finde es auch gut das er andere Wege geht/gehen will. Alles okay. Aber, er selbst ist nicht nur von sich überzeugt [das sind Kojima, Miyamoto, Suda, etc. alle auch und wissen alle was das beste für ihre Sachen sind], aber David Cage hat sich in einem Interview vor der Veröffentlichung von Heavy Rain allen ernstes mit Alfred Hitchcock und David Fincher vergleichen. Und wenn dieser Mann so arrogant ist sich mit zwei der größten und besten Filmregisseure aller Zeiten zu vergleichen, dann bin ich als jemand der sein Werk kauft und kosumiert auch so arrogant an sein Werk die selben Ansprüche zu stellen die ich an Hitchcock und Fincher stelle. Und, oje das versagt da auf ganzer Linie. Es versagt nicht nur, es ist schlicht lächerlich. Heavy Rain erinnert frappierend oftmals an Finchers Meisterwerk Sieben, erreicht aber selten 1/3 dessen Niveau. Fincher würde sich dafür schämen. Von mir aus kann Cage weiterhin seine Spiele so machen wie er will, und wenn sie mich interessieren kaufe ich sie auch, aber weiterhin nicht zum Vollpreis.
Zwei weitere Sachen möchte ich auch noch zu mir sagen, ich habe es u.a. im KD von Kim und Wolf gesehen das Beyond am besten zu zweit gespielt werden sollte, zudem noch dazu wenn es wie bei Kim und Wolf ein Paar ist. Ich glaube dann kommt alles besser rüber, bspw. beim Abendessen mit Ryan. Spielt man alleine nervt Aiden wärend der Vorbereitung aber man selbst hat dann die Wahl alles ruhig zu lassen. Bei einem Paar kann das ganz anders sein und es wesentlich interessanter machen. Nur leider spiele ich alleine. Der andere Punkt ist, ich bin von Spielen oftmals nicht so emotional ergriffen. Es sind halt Videospiele. Sprites und Pixel. Bei Norah bspw. war Kim sehr angespannt ob man Sterbehilfe leistet oder nicht und fühlte mit, und auch für Wolf war es eine schwere Entscheidung. Für mich war da nichts, das ist ein Spiel, und wenn es falsch läuft lade ich neu. Etwas ähnliches hatte Bart Wux mal bzgl. Uncharted 2 geschrieben, das er als man Elena beschützen musste richtig angespannt war. Ich denke mir da nur
"Wat solls wenn ich es nicht schaffe? Dann lädt halt der letzte Checkpoint der keine drei Meter vorher war." Das verändert natürlich meine Sichtweise auf das ganze.
Es ist wohl mein Problem das ich die Mechanik hinter dem Spiel oftmals zu sehr beachte, bei Beyond habe ich schnell erkannt das es eigentlich egal ist wie ich mich entscheide, zumindest bis zum Zeitpunkt wo die Rückblende beginnt wird sich nicht großartig was ändern. Also bin ich bspw. auch in Afrika einfach locker durchgelaufen ohne zu denken
"Oh Gott da sind vier Soldaten wie mache ich das jetzt?" Nein mir war klar das Spiel gibt mir eh Dinge vor und versagen kann ich nicht. Es gibt kein
"Game Over", egal was ich mache. Mir fehlt da dann tatsächlich etwas die Herausforderung, wenn ich nicht sterben kann warum soll ich mich dann darauf konzentrieren zu überleben? Aber auch hier war Heavy Rain imo besser ausgearbeitet.
Ich denke das war es was ich zu Beyond sagen kann.
Trotzdem fand ich das Spiel wie gesagt nicht schlecht. Trotz diverser, teils deutlicher Mängel hat es mir gefallen, nicht so sehr wie Heavy Rain aber immerhin. Heavy Rain war mit der Stimmung und dem Stil mehr mein Ding [
Sieben eben], aber auch objektiv gesehen finde ich das Heavy Rain deutlich besser als Beyond ist. Heavy Rain ist für mich ein Spiel ohne das die Generation ärmer wäre, wenn man eine PlayStation 3 besitzt sollte man es mal gespielt haben [aber ich halte es gerade im deutschsprachigem Raum für heftigst überbewertet]. Ob es einem dann gefällt oder nicht ist was anderes, aber gespielt haben sollte man es. Beyond hingegen sollte man nur spielen wenn einem Heavy Rain gefallen hat.