Zunächst einmal der generelle Konsenz Heavy Rain biete eine Story und Charas auf Filmniveau. Was für Filme bitte sollen das sein? Amateurfilme mit Amateurschauspielern? Darauf gehe ich gleich etwas genauer ein, erstmal noch die zwei anderen großen Features die Heavy Rain ja bieten soll: Entscheidungsfreiheit und Hauptcharas können sterben aber das Spiel geht weiter. Beides ist Schwachsinn, weder im ersteren noch im letzteren bietet Heavy Rain irgendwas was es von anderen Videospielen abhebt. Entscheidungsfreiheit? Schonmal versucht mit Ethan die erste Prüfung abzulehnen? Nicht möglich. Hauptcharas können sterben? Nicht mehr als bspw. jedes Fire Emblem auch bietet. Ethan und Scott können bis zum Ende NICHT sterben, egal was man macht. Die beiden Nebencharas können sterben, aber auch nur an dafür speziell ausgewählten Punkten. Eben so wie bspw. in Fire Emblem und diversen weiteren Spielen.
Doch der wichtigste Kritikpunkt an Heavy Rain für mich ist die Story und die Charas. Vorweg will ich sagen das ich finde das so ziehmlich alle Videospielstorys nichtmal B-Niveau in Filmen erreichen würden, das ist nicht schlimm es ist eine Eigenschaft des Mediums. Heavy Rain ist keine Ausnahme. Der Grund warum ich aber die Story in Heavy Rain so stark kritisiere wärend ich dies bei anderen Spielen nicht tue ist einfach: Heavy Rain hat nichts ausser der Story. Heavy Rain lebt bzw. muss leben von der Story. Und in dieser reiht sich Logikfehler auf Storyfehler auf Logikfehler auf Storyfehler usw.
Fangen wir mit dem Überproblem an: Ethan und alle anderen Väter von Opfern des Origami-Killers scheinen eine Aversion gegen die Polizei zu haben. Keiner scheint auch nur eine Sekunde daran zu denken mit den Hinweisen die er vom Killer hat zur Polizei zu gehen und Hilfe zu suchen. Nichtmal wenn das Kind tot ist tun sie das um den Killer vieleicht trotzdem noch zu fassen [der Ladenbesitzer]. Man hat als Spieler auch gar keine Möglichkeit diese Option auszuwählen, tolle Entscheidungsfreiheit. Aber okay, das kann man dem Spiel nicht ankreiden das man das als Spieler nicht machen kann, es muss gewisse Grenzen geben um ein Spiel auch auf eine Disc pressen zu können.
Aber ein anderer Punkt in Sachen Story- und Logikfehler: Ethans Aussetzer. Ein äußerst billiger
Red Herring, der nicht einmal im Spiel mehr erklärt wird. Wieso hat Ethan diese Aussetzer? Wieso faltet er Origami-Figuren obwohl er nichts von Origami versteht? Ja natürlich, Cage will uns auf die Fährte locken das Ethan der Origami-Killer ist. Ist ansich nichts falsches, aber Gott verdammt dann soll es auch erklärt werden wieso er es macht. Im Spiel wird das nicht getan. Aber hey, Cage hat später in einem Interview erklärt was es damit auf sich hat. Ethan und Scott erschaffen eine mentale Verbindung beim Tod von Jason. Jedes mal wenn Scott ein Kind entführt/einem Kind etwas tut hat er diese Aussetzer.
Okay, rekapitulieren wir: Vor dem Release sagte Cage das in seinem Spiel keinerlei Übernatürlichkeiten vorkommen werden. Nach dem Release auf ein Storyloch angesprochen behauptet der Mann allen ernstes dann das sich zwischen zwei Menschen die sich nicht kennen, nicht miteinander gesprochen haben und auch nicht verwandt sind eine mentale Verbindung zwischen den Gehirnen gebildet hat weil der eine beobachtet hat wie der andere versucht sein Kind zu retten.
Übrigens noch etwas zu Jason: Bei meinem dritten Durchgang habe ich es geschafft mit Ethan im Einkaufszentrum so dicht an Jason zu sein das man ihn packen könnte. Tolle Entscheidungsfreiheit, der Vater kann seinen Sohn nicht ergreifen.
Ein weiteres Bsp. für einen äußerst miesen Red Herring findet sich mit Madison im Krankenhaus. Madison trifft also die Mutter des Killers, die erzählt angerührt alles mögliche und unmögliche aus ihrem abgefuckten Leben, aber als es um den Namen geht will sie es plötzlich nur noch ins Ohr flüstern. Könnte ja jemand zuhören.
In der nächsten Szene sehen wir wie Madison mit einem sehr geschockten Gesichtsausdruck das Krankenhaus verlässt und wegfährt. Oha, warum der geschockte Gesichtsausdruck? Kennt sie etwa den Killer? Nein, sie findet das Apartment, bricht ein und es stellt sich heraus ... die beiden kennen sich nicht. Warum der geschockte Ausdruck bei einer Person die ihr total unbekannt ist? Ach ja, billiger Red Herring. Irgendwie agieren Scott und Madison im Apartment dann btw. ziehmlich ungewöhnlich, naja. Diese ganze Sache hätte man mit einer einfachen Vorgeschichte nicht zu einem Red Herring machen müssen, nämlich so das Madison anstatt von eingebildeten Vergewaltigern gejagt zu werden Scott bei ihren Recherchen kennen gelernt hätte. Passiert aber nicht.
Btw., wenn man es aus dem brennenden Apartment schafft kann man mit Madison zwei Nummern anrufen. Einmal Ethan und einmal Norman. Woher auch immer Madison die Nummer von Norman, wieder einer Person der sie nie begegnet ist, hat bleibt ein Geheimniss des Spieles, oder besser gesagt ein Geheimniss von Cage der hier mal wieder ein Logikloch geschrieben hat. Aber ich gebe zu, das ist wahrlich Nitpicking.
Oben schrieb ich ja das ich mich frage wieso scheinbar keiner der Väter mit der Polizei zusammen arbeitet/arbeiten will. Jetzt gehe ich auf den Punkt ein wieso dies der Fall sein könnte: Sie ist total unfähig und von den dümmsten Polizisten geleitet seit
Police Academy. Die zwei Paradebeispiele dafür sind a] nach der dritten Prüfung und b] bei der Taxi-Klau-Szene [eine meiner absoluten Favoriten in Sachen Schwachsinn].
Fangen wir mit a] an. Situation: Die Polizei hat das Haus umstellt in dem sich der vermeintliche Killer aufhällt und sie warten nur auf den Zugriff. Da kommt plötzlich eine junge Frau auf einem Motorrad an und geht in das Haus. Kommentar von Bad-Ass Obercop:
"Vieleicht wohnt sie da." Okay, eine junge Frau mit einem teuren Motorrad wohnt in einem verlassenen, abruchreifen Haus und die lassen wir zu dem vermeintlichen Killer gehen den wir gleich festnehmen wollen.
Wenn man dann mit Madison und Ethan flieht [aus einem umstellten(!) Haus] ein weiteres Bsp. der dümmsten Polizisten der Welt: Das Motorrad auf dem die mysteriöse junge Frau angefahren kam ist scheinbar nicht von belang. Nummernschilder sind wohl bei Polizeiarbeit nutzlos.
Madison holt sich nämlich später ihr Motorrad zurück und fährt damit weiter durch die Gegend.
Kommen wir zu b]. Situation: Ethan flieht auf einem Dach vor einer Armee von Polizisten die sogar einen Polizeihubschrauber dabei haben. Er kommt an den Rand, wird gestellt, und nun kann man eines machen: Springen. Okay, Ethan springt, was machen unsere Polizisten? Nichts. Keiner springt die extrem hohen drei bis fünf Meter hinterher, keiner zielt oder schießt mit seiner Waffe auf Ethan [z.B. ins Bein], alles was unser Bad-Ass Obercop und seine Armee macht ist dämlich zuzusehen wie Ethan unglaublich schnell weghumpelt. Und wie er ein Taxi anhällt. Und wie er den Fahrer überwältigt. Und wie er davon fährt. Der Polizeihubschrauber musste wohl mal tanken.
Aber auch das FBI strotzt vor Dummheit, namentlich Norman. Norman und Bad-Ass Obercop gehen zur Wohnung eines Verdächtigen, klopfen an und ... niemand macht auf. Kommentar Norman:
"Es ist niemand zu Hause, das war reine Zeitverschwendung hier her zu kommen." Hey Trottel, DU wolltest mit dem Verdächtigen sprechen. DU wolltest hier her, Bad-Ass Obercop fand das von Anfang an Zeitverschwendung. Dann in der Wohnung [Bad-Ass Obercop tritt ganz bad-ass-mäßig die Tür ein] denkt sich der gute Norman:
"Man muss kein Profiler sein um zu erkennen das hier kein Serienkiller wohnt. Wir verschwenden bloß Zeit." Hey Trottel, sag das laut damit ihr gehen könnt!
Was gibt es noch über die Charas zu sagen? Ach ja, bis auf Ethan scheinen alle ziehmlich eiskalt zu sein. Madison und Norman haben keinerlei Probleme damit einen toten Menschen einfach liegen zu lassen und ganz normal weiter zu machen. Bei Norman ist das noch etwas verständlicher, er ist immerhin FBI-Agent, aber ein FBI-Agent [und Bad-Ass Obercop] der tote Menschen [Nathaniel, Paco] einfach liegen lässt ohne überhaupt jemanden bescheid zu geben? Cool.
Madison dagegen tötet den Doc, durchsucht in aller Ruhe danach die Wohnung und fährt ganz easy davon. Der Polizei bescheid geben das hier wohl ein Serienmörder gehaust hat? Wozu? Der Origami-Killer ist doch wichtiger.
Scott hingegen ist so clever Beweise zu vernichten gleichzeitig aber ein Kind zu etführen was zur selben Zeit wieder Beweise erschafft. Okay. Das er auch keine Konsequenzen bekommt wenn er in der Villa dutzende Leibwächter tötet hängt wohl damit zusammen das er mal ein Polizist war. Ach ja, über eine Maschine zur Erschaffung von Zeitparadoxen scheint er auch zu verfügen [Tötung des alten Trödelhändlers] ebenso wie er es schafft für eine Stunde mehrere Kilo abzunehmen und ein par Jahre jünger zu werden [Angriff auf Norman in Pacos Büro].
Es gibt noch viel viel mehr, und ich stimme denjehnigen zu die jetzt denken das es sowas auch in vielen, vielen anderen Videospielen gibt, und das stimmt ohne Frage. Aber Heavy Rain versucht so ernst zu sein, so theatralisch, dazu hat es ausser der Story und den Charas nichts das es zumindest mir dort wesentlich mehr auffällt/stört. Ein weiterer Grund ist simpel David
"Asshole" Cage. In einem Interview wo ihm die Frage nach Ethans Aussetzern gestellt wurde antwortete er [neben dem mentalen Schwachsinn den ich oben erwähnte] allen ernstes das dies ein McGuffin sei, das Hitchcock das eingeführt habe und das es okay ist wenn es zwei oder drei davon gebe. Ey sagt mal ist der so dämlich oder hällt der uns für so dämlich? Ein McGuffin ist etwas völlig anderes, seine billigen Red Herrings dagegen, dafür würden sich Kubrick und Fincher [zwei der größten Regisseure aller Zeiten] schämen. Red Herrings sind vollkommen okay, aber nicht so billig wie sie uns Cage in Heavy Rain verkauft. Und wenn er so arrogant ist und sich mit Leuten wie Kubrick und Fincher vergleicht, dann bin ich so arrogant an sein Werk genau die selben Ansprüche zu stellen die ich an die Werke von Kubrick und Fincher stelle. Und die verfehlt Heavy Rain meilenweit.