Middle-Earth: Shadow of War [PS4 auf PS5]
Vorweg: Beendet heißt für mich, das ich die vier Akte gespielt hab und den Epilog ignoriert. Wenn ich Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen brauche, werf ich nicht meine Playstation an.
ich hatte das Spiel nach den damaligen Reviews komplett ignoriert. Ich hatte weder Bock auf Microstransactions, die in die Kernaspekte eines Single Player Spiels eingewoben sind - mit den üblichen Gameplayloop-Tweaks, um das Kaufverhalten der Spieler zu "fördern", noch auf 10 Stunden immer das selbe am Ende.
Und wäre das Spiel nicht bei PS+ gewesen, hätte ich es auch nie gespielt.
Aber dank PS+ eben reingeschaut, nachdem ich mir in Erinnerung gebracht habe, dass WB Games den Ingame-Shop rausgepatcht hatte, als sie ihre Kohle damit gemacht haben und ich mich informiert hatte, dass man den Epilog nicht wirklich zu spielen braucht.
Unter diesen Umständen ist das Spiel ein wirklich gelungener Teil 2 der Reihe, der offensichtlich von Menschen mit einer Begeisterung für HdR geschrieben wurde. Da stecken soviele Lore-Details drin, so viele Dinge, die für meinen Head Canon wirklich als Vorgeschichte der Film- bzw. Buchreihe dienen können - allen voran Talions Schicksal, an das ich ab jetzt bei jedem Re-Run der Filme und Bücher denken werde.
Aber auch die Collectibles machen Spaß, weil man bei jedem Objekt eine kleine Story aus Mittelerde erzählt bekommt - mich motiviert das immer wieder für solche Sammeleien.
A propos Sammelei: Das Gameplay an sich ist wie im Vorgänger auch schon die typische Ubisoft-Formel im Ringkleid und mit vier kleinen Arealen anstatt einer massiven Open World. Türme beklettern trägt die Collectibles auf der Karte ein, Hauptmissionen sieht man aber auch so, wenn man wirklich gar keinen Nebenkram machen will. Die Hauptmissionen sind in mehrere Storystränge unterteilt, die jeweils eigene Geschichten erzählen (die aber teilweise voneinander abhängen). Hier gibts wenig auszusetzen, das ist halt Herr der Ringe, die Missionen machen Spaß. Allen voran wegen dem Movement. Selten (z.B. bei Spider-Man) macht die reine Fortbewegung in einem Open World Spiel mehr Spaß. Man ist sehr agil, die Orks sind hinreichend dämlich, so dass man sich nur mit ihnen beschäftigen muss, wenn man will und wenn das der Fall ist - das FreeFlow Kampfsystem ist altbewährt und gut.
Ein aspekt der Story ist das Einnehmen der jeweiligen Festung des Areals, indem man den Overlord tötet. Um das zu machen, muss man aber erst dessen Warlords töten oder sonstwie aus dem Weg räumen. Da diese wiederum oft Leibwächter haben, muss man sich zumindest teilweise erst denen widmen. Das passiert dann alles im Rahmen von prozedural generierten Missionen im Rahmen des Nemesis-Systems.
Manche Spieler motiviert das "emergent storytelling" hieraus ja, mich hingegen nicht. Ja, man bekommt immer neue Captains vorgeworfen, die mehr oder weniger spannende Eigenschaften haben und die man ab und an unerwartet wiedersieht. Aber für mich scheint der dahinterliegende Modulbaukasten zu schnell durch, und die Captains werden zu Statistiken, wie ich den Kampf am besten angehe. Und da man im Regelfall eh jeden Captain kleinkriegt, muss man sich eigentlic h gar nicht mit den jeweiligen Buffs und Debuffs der Captains auseinandersetzen. hier sollte man die Kämpfe so designen, dass man sich mit den jeweiligen Eigenschaften der Captains auseinandersetzen MUSS, um ne Chance zu haben.
Wie gesagt: die Welt, die Lore und die Questlines sind für mich deutlich interessanter als das Nemesis-System und die Festungen.
Und da der Epilog aus etlichen Festungsmissionen und noch mehr Captain-Jagden besteht... nein danke. True Ending auf YT schauen hat gereicht (das sollte man aber auch machen).
Optisch sieht das Spiel in der PS4 Pro Fassung ganz Ok aus. Sehr stimmungsvoll, technisch aber teilweise (hallo Mimik) veraltet. Und was mich heutzutage komplett nervt: Cutscenes sind Videosequenzen. in einem Spiel mit verschiedenen, optisch unterschiedlichen Waffen und Rüstung ziemlich blöd, weil man in der Cutscene halt nicht sein eigenes Gear anhat, sondern den Standard-Krempel. Das war auch damals zum Release des Spiels schon nicht mehr State of the Art.
Als Fazit kann ich nur sagen, dass ich jeder/jedem, die/der auf Herr der Ringe steht und Open World Spiele mag, zumindest mal ein paar Stunden im Spiel nahelegen.
Wie schon im anderen Thread geschrieben: es gibt sicher deutlich bessere Open World Spiele, aber kein besseres Herr der Ringe Spiel aus den letzten Jahren.
7/10