Möchte jetzt noch ein paar abschließende Worte über das Spiel verlieren, nachdem ich mir nun über all das etwas Gedanken machen konnte. Eventuell wird das ein oder andere jetzt vielleicht negativer klingen als es wirklich gemeint ist. Insgesamt mochte ich es aber, ich hatte eine tolle Zeit und es ist ein gutes Spiel gewesen, aber für mich hat Teil 1 vieles besser gemacht.
Über das was uns optisch und autovisuell geboten wurde, brauchen wir natürlich gar nicht reden. Gerade für mich, eine absolute Pflanzennärrin, ist das das schönste Spiel gewesen, dass ich jemals gespielt habe und da kann ihm wahrscheinlich auch so schnell kein anderes Spiel das Wasser reichen. Nicht zu vergessen wie viel kreative Energie in das Entwickeln der Maschinen und gerade auch in die Darstellung der verschiedenen Stämme geflossen sein muss. Es war einfach ein absoluter Traum.
Zu Beginn gab es ja auch viel Skepsis, ob Horizon die Geschichte im zweiten Teil noch so gut weitertragen kann, weil natürlich das Mysterium inzwischen aufgeklärt war und einige Reviews hatten sich in dieser Befürchtung dann auch bestätigt gesehen. Dem kann ich aber so nicht zustimmen, denn spätestens ab einem gewissen Punkt kann man einfach nur noch mitgerissen sein und will eigentlich unbedingt wissen wie es weitergeht.
Jetzt kommt allerdings das ganz große Aber, das für mich den ersten Teil einfach zu einem besseren Spiel macht: Ich habe ja schon mal hier geschrieben, dass ich richtig traurig war, als ich im ersten Teil alles komplett erledigt hatte. Dieses Gefühl hatte ich vorher nur bei W3 und F4 - und ich bin lieber darüber traurig und möchte mehr von allem haben, als ärgerlich über das Spiel, weil ich das Gefühl habe, dass es respektlos mit meiner Zeit umgeht.
Okay, ist natürlich mein persönliches Problem, wenn ich den Drang habe gerne alles zu machen, vielleicht verändere ich mich auch ein bisschen und habe immer - oder zumindest aktuell - weniger Geduld mich mit Open Worlds auseinander zu setzen, aber mir fehlt einfach so ein bisschen das Verständnis dafür, warum man jeden Quatsch in einem Spiel unterbringen muss. Mit sowas wie Brutstätten und Ruinen gehe ich natürlich noch mit, denn so sehr ich sie immer gehasst habe, weil sie so wenig intuitiv sind, gehören sie schlicht und ergreifend einfach zum Setting und der Geschichte dazu. Ich verstehe aber nicht, warum eine Aloy, die sowieso schon in gefühlt jedem Dialog die Hummeln im Hintern hat, weil der Planet stirbt, sich die Zeit nehmen sollte bei Maschinenrennen mitzumachen, in Arenen zu kämpfen, Jagdgebiete und Nahkampfplätze zu bestreiten und sogar noch ein dummes Maschinenbrettspiel zu spielen. Das ist natürlich das Problem, an dem sie alle kränkeln und das sich durch alle Open Worlds zieht. Wir kennen alle das eigentliche Open World-Monster Valhalla mit seinen gefühlt 100 Maps, dagegen ist Horizon natürlich nur ein Fliegenschiss, aber ich habe mir so sehr gewünscht, dass es so ein bisschen bei seiner Kompaktheit bleibt. Der Umfang war damals einfach on point und hat sich überhaupt nicht wie Beschäftigungstherapie angefühlt.
Gleichzeitig habe ich mir aber auch gewünscht ein richtiges Open World auf der Next Gen zu erleben, aber da war ich natürlich im Nachhinein etwas naiv. Nur weil Horizon nun auf der PS5 spielbar ist, kaum mehr Ladezeiten hat und fantastisch aussieht, erfindet es natürlich das Open World-Rad auch nicht neu und wenn man es ganz brutal runterbricht, ist es natürlich more of the same. Im Nachhinein bin ich leider etwas enttäuscht, was ich aber natürlich dem Spiel nicht ankreiden kann, sondern allein meiner Blauäugigkeit zuschreiben muss.
Eventuell bin ich auch nur etwas picky, aber es gab einfach so ein paar Kleinigkeiten, von denen ich wirklich dachte, dass sie geschmeidiger laufen würden und dazu gehört vor allem das ganze Dialogsystem. Dazu sei gesagt, dass ich das Spiel auf Deutsch gespielt habe, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass es im Englischen recht viel anders ist. Fakt ist, dass ich als Spielerin sehr oft das Gefühl hatte die denken, dass ein 5-jähriges Kind ihr Spiel spielt. So oft hat Aloy sehr viele Worte des Dialogpartners wiederholt. Ich kenne das nur, wenn meine Oma mich immer über Dinge, die ich für die Schule auswendig lernen musste, ausgefragt hat und ich die Frage langsam wiederholt habe, um noch etwas mehr Zeit für die Antwort zu schinden. Hätte ich hier jedes Mal einen Schnaps getrunken, wäre ich jeden Abend betrunken gewesen. So fantastisch die Cutscences auch alle waren, waren die Dialoge außerhalb davon zwar sehr textreich, aber haben nicht ansatzweise diese Klasse erreichen können. Mir kann auch keiner sagen, dass man das nicht hätte besser machen können. Es wäre so leicht gewesen die Dialoge etwas umzuschreiben, damit sich die Gespräche natürlicher anfühlen und nicht mit dieser Steifheit daherkommen.
Dass ich im Nachhinein vor allem von den Bossfights etwas enttäuscht bin, brauche ich nicht noch mal ausführlich zu erwähnen. Das Thema können wir vielleicht noch mal anschneiden, wenn mehr Leute dieses Spiel beendet haben, denn mich würden andere Stimmen dazu auch sehr interessieren.
Auf jeden Fall waren das alles so Dinge, über die ich mich vor allem letztes Wochenende etwas geärgert habe und Ärgernis überwiegt natürlich erst mal den positiven Punkten. Es bleibt natürlich nach wie vor ein gutes Spiel in einem ausgefallenen Setting mit einer sehr besonderen Geschichte, einer großartig entwickelten Spielewelt, einer tollen Heldin, wunderbaren Nebenfiguren, die einem wirklich ans Herz wachsen und vielen Momenten, die einen berühren. Mit etwas Abstand werde ich eventuell wieder wohlwollender eingestellt und wie schon gesagt, ich bin wohl im Nachhinein einfach irgendwie enttäuscht. Aktuell kann ich mir zumindest nicht vorstellen, dass bei mir Horizon am Ende des Jahres auf dem ersten Platz landen würde.