Lange vor mir hergeschoben und über Wochen immer wieder in kurzen Schüben geschrieben, aber mal endlich dazu gekommen ein paar Kurz-Reviews abzuarbeiten...
Unhinged (Prime Video)
Recht dümmlicher Road-Rage Thriller, welcher seine Story nur dadurch vorantreiben kann, indem wirklich jede Figur wie ein Vollidiot agiert. Und wenn die Protagonistin und ihr Sohn mal keine Chance in den Sand setzen, kümmert sich der Zufall um den Rest. Russell Crowe als kompromissloser Verfolger und bedrohlicher Killer ist hier eigentlich noch das Highlight.
Bad Lieutenant (1992) (Blu-ray)
Extrem ungemütliches Cop-Drama mit einem herrausragenden Harvey Keitel. Ich hab ja schon viel abgefuckten Scheiß gesehen, aber manche der Szenen hier sind derart unangenehm und der Film hält brutal drauf und lässt es auch einfach nicht enden. Und obwohl die Figur von Keitel ein einziger Abgrund ist und seine Menschlichkeit zwischen Drogen, Glücksspiel, Sex und den dunklen Tiefen der Stadt bereits verloren, ist es einfach nur faszinierend dabei zuzuschauen, wie sie wirklich immer weiter fällt und fällt.
Prisoners (Netflix)
Lag wirklich Jahre in meiner Netflix-Liste, 2,5 Stunden sind allerdings auch kein Pappenstiel. Toller Film, in allen Belangen, auch wenn ich den jetzt nicht wirklich ein zweites mal schauen muß. Da bin ich vom Regisseur von einem Blade Runner 2049 oder Arrival weitaus mehr abgeholt. Jetzt fehlt mir von Villeneuve eigentlich nur noch Enemy, aber da weiß ich schon von den Spinnen, da hab ich absolut keinen Bock drauf.
Apostle (Netflix)
Gut gemachtes, wenn auch mit einigen narrativen Mängeln behaftetes Horror-Drama von Gareth Evans. Das Mysterium wird recht schnell durch einen Perspektivwechsel in der Erzählung entwertet und der Zuschauer weiß dadurch recht früh weitaus mehr als der Protagonist, was in diesem Fall meiner Meinung nach viel Potential an Spannung verschenkt. Trotzdem bleibt der Film weitestgehend unterhaltsam und Dan Stevens in der Hauptrolle ist einfach mal wieder super.
Hellraiser (Blu-ray)
Kleine englische Horrorproduktion mit beachtlichen Effekten, die sich neben ihrem Gore angenehm viel Zeit für Figuren und Handlung lässt. Überraschenderweise auch recht gut gefilmt, obwohl Clive Barkers erste große Eigenregie. Viele ruhige Kamerafahrten und Einstellungen. Das Haus, in dem der Film gefühlt 99 Prozent spielt, hat eine angenehm-gruselige Grundstimmung, auch durch das schnell wachsende Unheil auf dem Dachboden.
Hellbound: Hellraiser 2 (Blu-ray)
Nicht mehr so kleine englische Horrorproduktion und eine kompetente Fortsetzung des ersten Teils. Ein paar wackelnde Kulissenwände sind zwar nicht zu übersehen und die Figuren laufen mir etwas zu oft durch die immer gleichen Gänge, aber die Visual und der Gore sind zum Vorgänger noch mal weitaus imposanter.
The Aftermath (Blu-ray)
Schranziger LowBudget-Endzeit-B-Movie der frühen 80er, mit der richtigen Portion unfreiwilliger Komik. Auch wenn der Film nach viel Herzblut ausschaut, Hirn und Herz baumelten offensichtlich in der Hose. Darsteller/Regisseur/Schreiber Steve Barkett macht sich kurzerhand selbst zum Actionstar, in einer Postapokalypse voller Zombies, Rape-Gangs und Frauen ohne BHs. Gebaut wie eine Kartoffel und mit der Austrahlung eines Hauklotzes ziehen er und sein Schnurrbart los, um zu retten, zu erschießen und zu beschlafen was das Script nur so hergibt. Dabei ist das letzte Viertel des Films fast ein einziger absurder
Shootout mit einem Bodycount von "Everybody and their moms". Die Frage lautete "Wie viele Blanks und Squibs brauchst du für dein Finale" und die Antwort war "Ja".
The Devils (DVD)
Recht vergessener Klassiker der 70er, der bewusst vom Studio selber Jahrzehnte unter den Teppich gekehrt wurde, weil damals mit einigen Kontroversen behaftet. Ein Grund auch warum Warner Brothers in jüngster Zeit nur ein DVD-Release in den UK zugelassen hat und kein HD-Remaster auf Blu-ray, oder gar eine erweiterte Schnittfassung mit den damals entfernten Szenen. Dabei ist The Devils weitaus mehr als nur ein „schäbiger“ Nunsploitation-Streifen. Imposante Kulissen, Massen an Schauspielern und Extras, wie seine Thematik schreit der Film auf Produktionsebene nach Exzess.
A Ghost Story (Blu-ray)
Sehr intimer, wunderschön in Szene gesetzter Indie-Film über das Sterben und die Vergänglichkeit der Zeit. Mit extrem ruhigen Bildern, wenigen Worten und kleinen Gesten macht der Film den Zuschauer zum reinen Beobachter einer jüngst verstorbenen Seele und ihrem Weg durch die Zeit, hin zum eigenen Frieden.
Die berüchtigte Kuchenszene war mir zwar auch zu lang und der Party-Hipster mit seinem Existenz-Monolog wirkte recht aufgesetzt in diesem eigentlich sehr unaufdringlichen Film, aber das Gesamtpaket ist trotzdem stark und sehr nachwirkend. Kann ich nur empfehlen.
Das große Fressen (Blu-ray)
Klassiker der 70er. Lustige und frivole Satire bzw. Gesellschaftskritik über eine Gruppe von vier wohlsituierten Männern, die sich müde ihres reichen Lebens an einem Wochenende in ein Herrenhaus zurückziehen und versuchen zu Tode zu fressen.
A Thought of Ecstasy (Blu-ray)
Ein Hirnschiss von Film. Nicht mal 6 Euro hat die Blu-ray gekostet und mir ist jetzt auch klar warum. Ein "lyncheskes" Sex-Drama soll es sein, ein verhinderter, zusammenhangloser Kunst-Porno ist es stattdessen geworden. Wenn sich Regisseur-Schrägstrich-Schreiber selbst als Hauptfigur installiert, ohne jeglichem Talent zum Schauspiel, bloß um in einer Reihe zwar ansprechend gefilmter, aber komplett belangloser, unsimulierter Sexszenen mit hübschen Darstellerinnen mitzuwirken, dann schrillen die Warnleuchten mit der Aufschrift "Vanity Project" um so heller. So ein Film würde eher auf eine Vernissage passen, irgendwo in einem Raum an eine Wand projiziert, wärend Leute mit einem Glas Champagner dran vorbeilaufen. Einen Pluspunkt für's Hochhalten der Fahne für weibliche Achselbehaarung.
Tucker & Dale vs. Evil (Prime Video)
Ganz spaßige Horror-Komödie, mehr aber auch nicht. Nimmt das Genre des Backwood-Slashers kreativ auf die Shippe und dreht die Meta komplett um, kratzt gegen Ende aber auch so'n bisschen um seine Substanz, weil das Konzept gerade im letzten Drittel arge Ermüdungserscheinungen bekommt. Für 99 Cent geliehen aber völlig in Ordnung.
Antebellum (Prime Video)
Einer der schlechtesten Filme, die ich in letzter Zeit gesehen habe. Und ich hab ihn auch nicht komplett ausgehalten, nach einer halben Stunde musste ich immer wieder vorspulen, weil auch einfach alles vorhersehbar war und der Twist so scheiße…dieser Film ist nur dumm. Und er hält auch seine Zuschauer für dumm. Die Dialoge sind stumpf und einfallslos, die Bösewichte Abziehbilder, die sich und ihre Böshaftigkeit permanent erklären müssen. Der vorhersehbare Shamalamadingdong-Twist wird bereits am Anfang des zweiten Drittels verraten, was den kompletten Film konzeptionell für den Rest seiner Laufzeit geradezu in die Tonne verfrachtet. Ich weiß auch gar nicht genau was die Grundstimmung dieses Machwerks sein soll. Das Thema Sklaverei wird toternst durchgezogen, der Film tut so als sei er unglaublich smart und high-concept, aber das drumherum des Scripts ist so billig und dumm, als würde es eher in einer Art Grindhouse-Ripoff gehören. Finger weg!
One Eight Seven (Prime Video)
Schuldrama der 90er mit einem recht stoischen Samuel L. Jackson in der Rolle eines Lehrers, der nach einer Messerattacke Jahre später als Aushilfe in eine "Ghetto"-Schule verpflanzt wird. Was folgt ist die typische Eskalation zwischen Lehrer und Schüler, mit unbelehrbaren Gangmitgliedern und Schülern als Opfer. Anders als in "Der Prinzipal" (toller Streifen übrigens, wo bleibt die Blu-ray?) hat dieser Film zwar einen gewissen Twist und ein recht düsteres Ende, wird aber auch recht preachy und schmalzig.
The Guest (Blu-ray)
Coole, schwarzhumorige Action-Komödie der "You're Next"-Macher. Sexy Dan Stevens in der Rolle des charmanten aber mysteriösen Fremden ist einfach großartig und generell macht der Film nur Spaß. Gefiel mir sogar noch mal besser als "You're Next", weil auch die Action weitaus wuchtiger und besser gefilmt war. Einen exzellenten New-Wave- und Synth-Soundtrack gab's auch noch dazu. Absolute Empfehlung.
Die Klasse von 1984 (Blu-ray)
Kultiger Punk-Film der frühen 80er, etwas assig aber unterhaltsam.
The Return of the Living Dead (Blu-ray)
Einer der besten und spaßigsten Zombiefilme, mit großartigen Effekten und völlig durchgeknallten Figuren. Wie auch "Die Klasse von 1984" mit großer Punk-Attitüde, rotzig, laut und chaotisch. Nach ein paar Minuten der Ruhe gibt der Film Vollgas und hört bis zum Ende auch nicht mehr auf.
Brimstone (Prime Video)
Viel zu lange Westernhatz mit recht schwachem Finale. Keine Ahnung warum das Teil 2,5 Stunden lang sein musste, man wollte anscheinend alles erzählen, inklusive immer wieder eingeschobener Backstory. Das Warum gibt der Handlung allerdings nur bedingt mehr Stabilität, es wäre wahrscheinlich sogar weitaus interessanter gewesen, gewisse Dinge einfach nicht zu erzählen, um die Motivationen von Verfolger und Verfolgten nicht einfach so vor die Füße geworfen zu bekommen. Kann man sich aber wohl geben, sofern man auf düstere Western steht.
Die Erlösung der Fanny Lye (Blu-ray)
Halb Home-Invasion-Film, halb Period-Piece-Drama im puritanischen Pulp-Setting und mit einem recht malerischen Look. Kein großer Film, es spielt sich eigentlich alles auf einem Hof und seinem Haus ab, aber für eine Indie-Produktion völlig in Ordnung.
Super Dark Times (Amazon Prime)
Auf weiter Strecke recht gewöhnlich inszeniertes Crime-Drama im aufgesetzten 80ies-Setting, über eine Gruppe Teenager, die einen tödlichen Unfall an ihrem Freund vertuschen. Anscheinend bewusst „realistisch“ gefilmt und namensgebend düster inszeniert, kann aber selbst der edgy Twist am Ende kaum wirklich was reißen. Figuren und Handlung waren dann doch einfach zu egal bis nervig, und der Film suhlt sich viel zu sehr in seinem depressiven und farbarmen Brei aus gleichen und offensichtlichen Szenen und Dialogen.
We Are the Flesh (Blu-ray)
„Endzeit“-Indie der extra-kleinen Sorte, mit viel nackter Haut und explizitem Sex. Teils wunderschön gefilmt und experimentell inszeniert, wirkt der Film allerdings auch sehr oft wie ein Bühnenstück, was die (im Kontext Sinn machende) Kulisse aus Pappmaschee noch weiter unterstreicht. Trotzdem visuell sehr stark und interessant. Die Handlung allerdings ist nur schwer zugänglich, sehr verkopft und scheint sich größtenteils auf Metaphern zu stützen. Selbst Macher und Schauspieler kommen in den dazugehörigen Interviews schnell in Erklärungsnot.
EDIT: Hab mal für jeden Film den jeweiligen Trailer eingebunden.