Da merkt man aber auch in was für eine beschissene Lage sich das Spiel durch seine Struktur und das Format gebracht hat. Ich hab das Spiel am PC dauerhaft mit nem Haufen Mods installiert um es immer mal so zocken zu können, wenn ich Bock habe, weil es vom Gameplay halt tatsächlich richtig Laune macht überraschenderweise. Die Spielwelt selbst und Atmosphäre und Vibe ist ja eh klasse.
Aber Story als Fokus einer Erweiterung könnte mich nicht mehr kalt lassen, weil das Spiel da einfach sich in so eine schlechte Lage gebracht hat. V als Charakter geht mir am Arsch vorbei. Nicht weil V an sich schlecht ist aber durch die Struktur der Story mit dem Damoklesschwert über V hängend, sorgt dafür, dass mich V selbst nicht interessiert. Ein Großteil der wichtigeren NPCs interessieren mich auch nicht. Judys Storyline endet unglaublich belanglos, Panam wirkt viel zu sehr wie ein self-insert OC eines Fanfiction-Schreibers durch ihre Rolle in ihrer Questline, River ist tatsächlich ganz cool, aber zu sehr fernab der Story positioniert, und Kerry und die restlichen Bandmitglieder sind wirklich richtig cool, werden aber viel zu spät im tatsächlichen Spiel eingeführt um ihr Potenzial voll entfalten zu können. Und Oda ist eigentlich mega interessant, aber haben sie selbst so komisch aus dem Spiel geschrieben am Ende, dass es dem ganzen Charakter irgendwie die Coolness nimmt.
Gibt dann noch nen Haufen interessanter NPCs aus Sidequests imo, die sie aber alle ins Nichts verlaufen lassen haben. Also hängt alles stark von Johnny Silverhand ab, wie und ob man den interessant und engaging findet. Und der ist so an sich ganz okay, aber mir auch viel zu ungenau und undurchsichtig im Spiel präsentiert, obwohl ich mir all die Loreshards und all den Stuff durchgelesen habe.
Also warum sollte mich eine Story-Expansion hypen? Hätte man die ganze Expansion ironischerweise mehr wie eine GTA Online Expansion aufgezogen, auch wenn Cyberpunk ja keinen Multiplayer mehr haben wird... aber mit einem kleinen bisschen Story-Stuff nebenbei, aber großem Fokus auf neuen Aktivitäten, neuen Gameplay-Systemen, Dinge, die mir mehr die Möglichkeit geben in der Spielwelt immersiv fernab der Story zu versinken. Ja, wie geil wäre das denn gewesen?
Die Gangs sind immer noch so stark hinter ihrem Potenzial geblieben, grade wenn man bedenkt wie intensiv die Berichterstattung vor Release zu denen war. Was für ein Slamdunk wäre eine dadrauf fokussierte Expansion (nur jetzt als Beispiel mal):
Bisschen Story, dass die Gangs sich um Night City streiten, vielleicht sogar aus einem technologischen Grund der das ganze zu Arasaka und dem Chip, den man hat, loopt. Man hat dann die Möglichkeiten einer der Gangs nach belieben beizutreten und dann GTA San Andreas Style Neighborhoods zu übernehmen und zu umkämpfen, einerseits durch offene Gefechte, andererseits auch durch Gang-Outposts, die man nach Belieben übernehmen kann.
So hat man automatisch mehr von dem Stuff, den Cyberpunk wirklich gut macht, dem Free-Form Gameplay und verschiedenen Builds, die das Spiel einem erlaubt. Gleichzeitig kann man dadurch dann gangspezifische Körpermodifikationen, besondere Häuser und Autos, darüber unlockbar machen, was es teilweise auch an einige neue Features von 1.6 bindet. Und noch besser, dadurch das man das mit jeder Gang machen könnte, und alle unterschiedliche Rewards haben, hat man sogar einen richtig hohen Wiederspielwert und einen Grund das ganze mit mehreren Charakteren zu spielen.
Es kann SO. EINFACH. SEIN. Das ganze hab ich mir einfach so grade ausgedacht und ist hundertmal interessanter und lässt einen mehr von der starken Welt, die Night City nun mal ist, sehen und eintauchen als was jetzt ja tatsächlich kommt. Stattdessen kriegt man nach all der Zeit irgendeinen belanglosen Story-Kram, der keinen mehr vor die Kiste lockt...