Videospielnews

eape

der töter
Team | Admin
Gilt der Anspruch auch abseits der großen kommerziellen Produkte? Wie ist es bei Büchern?

Also ich habe den Anspruch immer. Im Film gibt es ja aktuell einen kleinen Boost, was weibliche Regisseure angeht. In der Literatur leider gefühlt weniger, aber ich lese nur klassische Literatur und da muss man schon gezielt nach weiblichen Autorinnen suchen, um welche zu finden.
Lohnt sich aber, weil ich der Meinung bin, dass wir so Filme wie Portrait de la jeune fille en fue oder die Bücher von Magda Szabo nicht im Ansatz von Männern bekommen würden. Auch wenn man Poesie von isolierten Völkern liest wie den Inuit ist das imo eine ganz andere Welt, die sich mit Recherche nicht ersetzen lässt.
 

Cthulhu

Greetings earthlings!
Das ist ja auch durchaus richtig, dass eine ganz besondere Qualität erreicht wird, wenn die Autoren einen entsprechenden Background mit sich bringen. Aber gerade wenn man vielschichtige Geschichten als AutorIn schreibt, dann kommen ja etliche Figuren vor. Da kommt man ja nicht umhin auch Figuren aufzugreifen, die man nicht wirklich gelebt hat. Weiß ja nicht, welche Literatur du exklusiv konsumierst, aber der Anspruch ist für mich in dem Moment einfach schwierig und ich könnte da persönlich einfach keine Grenze ziehen.
 
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KaKun

Halb Mensch, halb Gerät!
Team | Content
Aus Bully könnte man easy ein 20€ Multiplayer Game machen. Fallen stellen, streiche spielen, Minigames wie Basketball, Jahrmarkt etc.
Ich denke dass gerade wegen dem Settings (Teenager, Schule...) ein großer MMO-Modus wie in den bisherigen Rockstar Games ein recht heißes Eisen wäre.
 
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eape

der töter
Team | Admin
Das ist ja auch durchaus richtig, dass eine ganz besondere Qualität erreicht wird, wenn die Autoren einen entsprechenden Background mit sich bringen. Aber gerade wenn man vielschichtige Geschichten als AutorIn schreibt, dann kommen ja etliche Figuren vor. Da kommt man ja nicht umhin auch Figuren aufzugreifen, die man nicht wirklich gelebt hat. Weiß ja nicht, welche Literatur du exklusiv konsumierst, aber der Anspruch ist für mich in dem Moment einfach schwierig und ich könnte da persönlich einfach keine Grenze ziehen.

Es geht ja nicht darum, dass Autoren nur über ihre eigenen Erfahrungen schreiben, sondern dass wir diverse Perspektiven in der Kunst haben und sich Frauen, verschiedene Ethnien, usw. auch selbst repräsentieren.
 
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Cthulhu

Greetings earthlings!
Das hatte ich schon verstanden und kann ich auch unterschreiben. Aber das ist in meinen Augen halt nur bis zu einem gewissen Punkt durchführbar. Daher ja die Frage, wo man denn da die Grenze zieht.
 
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eape

der töter
Team | Admin
Naja, was für Grenzen? Ich konsumiere überwiegend Medien, die von weißen, westlichen, heterosexuellen Männern produziert werden. Aber ich steuere auch sehr bewusst Kunst an, die von Frauen und Minderheiten gefertigt wird. Und wenn eine ganze Branche sexistische und rassistische Strukturen hat, die sich auch nicht damit lösen, wenn man eine Frau als Hauptcharakter hat, dann kritisiere ich das.
 
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Mingo

Mingo
Ich weiss, worauf Minge hinaus will. Und das wäre sicher auch der perfekte Zustand. Aber ich befürchte, das ganze System funktioniert so nicht. Denn auch die Geschichte über einen weissen Cis-Mann wird nicht dazu führen, dass dieser weisse Cis-Mann der Profiteur seiner Geschichte ist.
Du kannst das natürlich nicht tatsächlich auf jede Einzelgeschichte runterbrechen, sondern man muss dabei den Blick aufs große Ganze richten.
Im Prinzip ist es die Theorie der kulturellen Aneignung: Man hat eine marginalisierte Personengruppe, die nicht in den Machtpositionen ist um über ihre eigenen Belange zu entscheiden, die selbst eine kaum wahrnehmbare Stimme hat, popkulturell, politisch usw.
Die Stimme von weißen Männern wurde und wird hingegen laut und deutlich vernommen, ihre Geschichten sind bekannt, ihre Interessen werden durch sie selbst vertreten, sie sind es, die von der Kapitalisierung ihrer Kultur profitieren usw. usf.

Sie haben die Machtpositionen, die es braucht, um sich auch marginalisierter Kultur anzunehmen, um Geschichten über andere zu erzählen, aus ihrer Perspektive, zu ihren Bedingungen, mit ihnen als letztliche Profiteure.
Sie sind in mehrfacher Hinsicht Gatekeeper: Wenn sie die Geschichte anderer erzählen, dann mögen sie die Stimme der Unerhöhrten zwar wahrnehmen - was man erst mal als Fortschritt bewerten mag -, sie lassen sie aber weiterhin nicht selbst sprechen sondern filtern, was sie für erzählenswert halten und was nicht.
Aber auch für die Aufstiegschancen marginalisierter Personen sind sie Gatekeeper: Es erhalten zunächst solche Vertreter*innen marginalisierter Personengruppen eine Aufstiegschance, die an der grundsätzlichen Machthirarchie nicht zu rütteln gedenken.
Ob eine Margeret Thatcher nun eine der ersten weiblichen, westlichen Machtpolitikerinnen war wurde spätestens dann egal, wenn sie die etablierte antifeministische Politik ihrer Zeit fortschreibt. Repräsentation bleibt also bloßer Selbstzweck, wenn hegemoniale Machtpositionen nicht gleichermaßen in Frage gestellt werden.
 
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Zimtzicke

Mitglied
Verstehe ich vollkommen.

Leider sehe ich die Realität soweit entfernt wie die Menschheit von der ersten Kolonie auf dem Mars. Das wird ein steiniger Weg, bis wir da halbwegs Chancengleichheit und Gerechtigkeit erleben werden.

Aber es ist wie immer, man muss jeden Weg erstmal beginnen.
 

Cthulhu

Greetings earthlings!
Naja, was für Grenzen? Ich konsumiere überwiegend Medien, die von weißen, westlichen, heterosexuellen Männern produziert werden. Aber ich steuere auch sehr bewusst Kunst an, die von Frauen und Minderheiten gefertigt wird. Und wenn eine ganze Branche sexistische und rassistische Strukturen hat, die sich auch nicht damit lösen, wenn man eine Frau als Hauptcharakter hat, dann kritisiere ich das.

Ich fragte ja explizit nach Literatur und auch nach Produktionsgrößen. Dass die Branche Videospiele und auch Film ein absolutes Ungleichgewicht hat, steht ja völlig außer Frage. Ich bin auch nicht auf der Gegenseite. Nur frage ich mich halt, ob dieser Anspruch, diese Erwartungshaltung so konsequent gelebt werden kann. Gerade bei Büchern geht es imo nicht, wenn man nicht die Literaturwelt als Ganzes betrachtet.
 

eape

der töter
Team | Admin
Ich fragte ja explizit nach Literatur und auch nach Produktionsgrößen. Dass die Branche Videospiele und auch Film ein absolutes Ungleichgewicht hat, steht ja völlig außer Frage. Ich bin auch nicht auf der Gegenseite. Nur frage ich mich halt, ob dieser Anspruch, diese Erwartungshaltung so konsequent gelebt werden kann. Gerade bei Büchern geht es imo nicht, wenn man nicht die Literaturwelt als Ganzes betrachtet.
Vielleicht verstehe ich die Frage nicht. Ich konsumiere keine Literaturart exklusiv.
 

Cthulhu

Greetings earthlings!
Okay, einfach mal stumpf gefragt: Ein männlicher Autor kann und sollte doch auch weibliche Figuren schreiben können, ohne dass er dafür direkt kritisiert wird.
 

Mingo

Mingo
Wenn Repräsentation stattfindet, dann bedeutet das natürlich, dass nicht-authentische und authentische Perspektiven ko-existieren können. Problematisch ist es doch lediglich dann, wenn die nicht-autenthische Perspektive der authentischen Perspektive den Platz nimmt. Und dann muss man auch die nicht-authentische Perspektive genau dafür krisieren können.

Wenn beispielsweise in einer politischen Talkshow über Rassismus debatiert wird, die Mehrheit der geladenen Gäste aber gar nicht von Rassismus betroffen ist, dann müssen sich die Gäste auch die Kritik gefallen lassen, warum sie sich selbst für so wichtig halten, sich diesen Raum zu nehmen, der vermutlich besser von betroffenen Personen genutzt werden könnte und sollte.
Und das bedeutet nicht automatisch, dass nicht auch nicht-betroffene Personen schlaue Dinge zum Thema Rassismus beisteuern könnten.
 
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Cthulhu

Greetings earthlings!
Danke für die Antwort. Die anderen Postings wirkten auf mich halt einfach so absolut in ihrer Formulierung, dass ich da einfach noch einmal mit einer banalen Frage Klarheit schaffen wollte.
 
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Zimtzicke

Mitglied
Ich denke, die Realität ist bei Videospielen (um zum ursprünglichen Thema zurück zu kommen) trotzdem noch weit komplexer.
 

eape

der töter
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Ja, es ist halt viel einfacher. Es ist eine riesige, wachsende Branche, die alle möglichen Menschen anzieht. Die Studios bestehen für gewöhnlich aus 50-200 Menschen. Diversität ist ein ständiges Thema und die meisten Entwickler sprechen sich für sie aus. Sie behandeln die Geschichten von Frauen, homosexuellen und transsexuellen und Menschen, von Menschen jeder Hautfarbe und Nationalität, von psychisch kranken Menschen, von tragischen Schicksalen. Und sie stellen dafür nur weiße Männer ein und kaum eine Frau oder ein PoC schafft es in eine leitende Rolle.
 

Zimtzicke

Mitglied
Glaubst du wirklich, dass sich die Branche oder unsere Spiele grundlegend verändern würden, wenn wir mehr Frauen und PoC in leitenden Positionen hätten?

Wir sind doch, fernab aller Diskussionen um Gleichberechtigung oder Chancengleichheit, beim Thema Videospiele weit weg von jeglicher Realität. Weil die Hauptzielgruppe das überhaupt nicht sehen will.

Die Figur Lara Croft ist mMn unheimlich schlecht geschrieben, wenn es um Authenzität gehen soll. Das ist die billige Kopie dessen, was Männer sich unter einer toughen Abenteuerin in ihren Träumen vorstellen. Eigentlich ist es ein Mann mit Titten und Arsch. Und damit es nicht zu auffällig ist, haben sie die Titten kleiner gemacht.

Ich war ehrlich gesagt erschrocken als du mir gesagt hast, dass Lara beim Reboot von einer Frau gewritet wurde.

Das Problem ist, hätte eine Frau Lara so geschrieben, wie eine Frau das wahrscheinlich (hoffentlich) tun würde, hätte das Spiel weitaus geringere Marktchancen gehabt.

Es gibt viele Spiele, die kritische Themen ansprechen. Aber nie befriedigend und schonungslos. Weil dann der Massenmarkt flöten geht.

(ich nehme jetzt mal die Indies aus, da ist das teils sicher anders)
 

eape

der töter
Team | Admin
Glaubst du wirklich, dass sich die Branche oder unsere Spiele grundlegend verändern würden, wenn wir mehr Frauen und PoC in leitenden Positionen hätten?

Ja.
Die Figur Lara Croft ist mMn unheimlich schlecht geschrieben, wenn es um Authenzität gehen soll. Das ist die billige Kopie dessen, was Männer sich unter einer toughen Abenteuerin in ihren Träumen vorstellen. Eigentlich ist es ein Mann mit Titten und Arsch. Und damit es nicht zu auffällig ist, haben sie die Titten kleiner gemacht.

Ich war ehrlich gesagt erschrocken als du mir gesagt hast, dass Lara beim Reboot von einer Frau gewritet wurde.

Das Problem ist, hätte eine Frau Lara so geschrieben, wie eine Frau das wahrscheinlich (hoffentlich) tun würde, hätte das Spiel weitaus geringere Marktchancen gehabt.

Verstehe das Problem nicht. Tomb Raider ist kein politisches Drama. Ein Drake ist auch ein Fantasiegebilde, wie sich Männer einen toughen Abenteurer vorstellen. Warum darf das weibliche Pendant, das von Frauen geschrieben wurde, nicht auch eine toughe Abenteurerin sein? Wie hätten denn Frauen Lara geschrieben? Also warte, die Frauen deiner Vorstellung.
 
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Zimtzicke

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Unter dem Deckmantel Phantasiegebilde lässt sich halt alles legitimieren. Nur beim Thema Authenzität, und um die ging es ja hier, liegt man dann wahrscheinlich völlig daneben. Denn wenn eine Frau eine Abenteurerin genauso sieht wie ein Mann einen Abenteurer, dann ist es ja auch kein Problem, wenn ein Mann die Frau writet.

Ich gehe aber eher davon aus, dass die Vorgaben bei Lara so strikt waren, dass eben das dabei raus kam. Nur brauch ich dafür auch keine Frau im Team, wenn es um das Thema geht.

Ich habe nämlich wirklich ein Problem bei Spielen mit der Authenzität, gerade wenn es um ernste Themen geht. Vieles wird angerissen, aber kaum etwas konsequent umgesetzt. Oft sogar flapsig, damit es ja nicht zu ernst wird, man sich aber den gesellschaftskritischen Stempel selbst verpassen kann.

edit: ich kann das alles halt nur schwer ernst nehmen. Dafür sind nicht nur die Strukturen in der Branche zu verfestigt.

Guck dir mal Hollywood an. Auch heute noch müssen Russen bei den Amerikanern als Feinde herhalten. Oder China. Der Drogendealer oder Bad Guy wird immernoch sehr oft von einem Schwarzen gespielt. Aber anscheinend will das Publikum das ja so sehen.
 
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