Ich habe letztens mit meiner Freundin Princess Charming geschaut (wer es nicht kennt, das ist sowas wie die lesbische Version des Bachelor-Formats, nur in wholesome), und die Kandidatinnen haben sich über weibliche Sexualität ausgetauscht.
Und da ist dann ein Satz gefallen a la "Der Sex mit einer Frau ist viel besser, auch wenn sie keinen Penis hat, denn sie hat ja ihre Hände".
Mein erster Reflex war zu sagen "Moment, Männer haben doch auch Hände!", worauf meine Freundin entgegnete, dass das nicht das selbe sei. Und das stimmt.
Eine Frau kann mit ihren Händen die Vulva ihrer Partnerin berühren und nicht nur die Reaktionen der Berührten wahrnehmen, sondern in der Berührung ihr eigenes Berührtwerden nachempfinden. Sie weiß, wie sich Berührungen für sie selbst anfühlen und kann aufgrund ihres Verständnisses des eigenen Körpers empfindsam mit dem anderen Körper umgehen, der ihrem gleicht.
Bedeutet das, dass eine Frau stets automatisch weiß, was jeder anderen Frau gefällt? Heißt das, dass ein Mann nicht ebenso lusterfüllend Hand anlegen kann? Nein, natürlich nicht.
Man( n ) kann am Ende zum selben Ergebnis kommen, aber der Weg dahin ist ein anderer, ein in gewisser Hinsicht voraussetzungsvollerer.
Und da nicht jeder bereit ist, sich dieser Vorrausetzungen anzunehmen gibt es eben ganz viele Männer, die beim Sex mit ihren Händen nicht allzu viel anzufangen wissen (von ihrer Zunge mal ganz zu schweigen).
Wenn die jeweiligen Autoren ihre Recherchen (ist ja auch so ein bread and butter Skill guter Autoren) nicht ordentlich erledigt haben, ja aber dann könnte man auch ganz einfach von schlechten Autoren sprechen. Repräsentation ist gerade in diesem Bereich finde ich ein sehr blinder Maßstab.
Es ist interessant, dass du in diesem Kontext von "bread and butter skill" sprichst, denn das ist in einer kapitalistischen Logik das stärkste Argument für Repräsentation.
Sind diejenigen, auf deren Erfahrungen und Lebensrealitäten die erzählten Geschichten beruhen auch diejenigen, die am Ende des Tages den Profit bekommen - also das Brot und die Butter, wovon sie leben können?
Was sind Geschichten
über Frauen,
über PoC,
über trans Personen etc., deren Profite hauptsächlich bei weißen cis Männern landen, anderes als die Ausbeutung ihrer Lebenswelten und -erfahrungen?
Geschichten über Frauen, über PoC, über trans Personen müssen von den genannten Personengruppen selbst erzählt werden, sie müssen Profiteure ihrer eigenen Geschichte sein. Und das geht nunmal nur durch die entsprechenden Positionen in der kapitalistischen Verwertungslogik: Das Ergebnis ist dann Repräsentation, aber nicht zum Selbstzweck sondern als Einforderung ihrer ihnen zustehenden Position als Urheber*innen des vermarktbaren Produkts.