Also erstens wäre es das mindeste die Bevölkerung auch offen darüber zu informieren, dass das die Strategie ist.
Zweitens war es lange Zeit gesellschaftlicher Konsens Personen mit erhöhtem Risiko vor einer Infektion zu schützen - inzwischen hat sich das in ein "dann geht halt nicht vor die Türe" verwandelt.
Drittens gibt es eine weiterhin nicht richtig einzuschätzende Gefahr von Long Covid und Co, und ich finde gerade bei Kindern (insbesondere bei denen jünger als fünf Jahre) ist das unverantwortlich da voll auf Durchseuchung zu setzen; weitestgehend ohne Impfschutz und eigene Entscheidung darüber, ob man einverstanden ist mit einer Infektion oder nicht.
Ich kann es wirklich nicht richtig fassen, dass "Leute müssen dann eben 12 Stunden arbeiten" und "Die Pflege soll sich nicht so anstellen, die müssen eben auch mit Infektion zur Arbeit kommen" Teil eines gelungenen Pandemiemanagement sein soll und nicht das Ergebnis des Versagens von Pandemiemanagement.
Wie gesagt, wenn Durchseuchung dann bitte ehrlich und nicht auf dem Rücken von Kindern und Pflegepersonal.
edit: Ciesek dazu: (
https://www.ndr.de/nachrichten/info...-so-niedrig-wie-nie,coronavirusupdate230.html)
Das ist für mich auch in erster Linie eine Entsolidarisierung, weil "irgendwann ist dann auch Mal gut mit Rücksicht" und weniger eine alternativlose Konsequenz - die Alternative gefällt nur den wenigsten.
Und wie gesagt, wie es politisch kommuniziert und begleitet wird finde ich unter aller Sau und beschämend.
du machst mir insgesamt zu viele fässer auf. dass alles gut läuft behauptet quasi niemand. dass es eine durchseuchung der gesellschaft geben wird ist sei monaten bekannt. seit monaten wird durch RKI und gesundheitsminister (auch des alten) kommuniziert, dass sich JEDER mit corona infizieren wird, sofern er nicht geimpft ist. mittlerweile heißt es afaik, dass sich auch die geimpften auf kurz oder lang sehr wahrscheinlich mit corona infizieren werden.
personen mit einem erhöhten risiko werden imo seit 2 jahren gutesgehend geschützt. durch regeln, die die gesamte gesellschaft (insbesondere junge menschen) einschränken und immer noch gelten (ob sinnvoll oder nicht). durch impfungen bei sich und eine impfpflicht bei AN im gesundheitswesen.
das was du forderst ist schlicht nicht zu leisten.
- wir können eine infizierung nicht verhindern. erst am we habe ich von einem inselstaat gelesen, der sich 2 jahre abgeschottet hat. niemand kam ins land. keine coronafälle. dann hat man 54 bürger aus dem ausland mit einer charter-maschine zurückgeholt. die wurden x-fach getestet und vor dem flug in 2-wöchige isolation gesteckt. ergebnis: 70% der fluggäste waren bei der landung oder kurze zeit danach positiv.
- wir können auf AN in bestimmten berufen nicht verzichten. die müssen nunmal irgendwie durchhalten und ausbaden, was in den vergangenen 30 jahren im gesundheitsbereich verpasst wurde. was ist denn die alternative? leute in den feierabend entlassen und die patienten sterben lassen? finde ich das geil? nein. ist mir das egal. ebenfalls nein. aber es gibt doch keine alternative. man kann sich keine pflegekräfte backen, also was willst du anderes tun? ich denke, wenn du einen guten vorschlag hast, wird man den dankbar anhören.
- wir können nicht auf dauer die gesellschaft einschränken und die wirtschaft am boden lassen. so sehr du den kapitalismus auch ablehnen magst: er ist unser vorherrschendes wirtschaftssystem. irgendeiner muss die ganze scheiße bezahlen und das geht nicht mit guten willen und netten worten. auch hier: wenn du einen besseren vorschlag hast lass hören.
- und ja, ich bin der meinung, dass wir menschen, die sich nicht impfen lassen wollen zurücklassen müssen. wer nach einem jahr und milliarden verabreichten impfdosen immer noch mehr angst vor der impfung als vor corona hat, hat halt pech gehabt. das ist bitter für die, die sich nicht impfen lassen können. aber auch hier: was willst du tun? corona wird nicht einfach verschwinden. weder hier, noch global. omikron könnte aber immerhin ein weg sein raus, aus dieser scheiße, in der wir seit 2 jahren stecken.
menschen sterben. an krankheiten oder an unfällen oder einfach, weil sie alt sind. jedes jahr sterben 25k menschen an der grippe. es ist unmöglich, alle dauerhaft zu schützen. und falls es möglich ist, würde ich ein solches (vermutlich abgeschottetes) leben nicht unbedingt leben wollen. das einzige, was wir am ende tun können ist aus den fehlern (und davon gibt und gab es eine menge) zu lernen und dringend notwendige reformen anzustoßen, damit wir beim nächsten mal besser mit so einer situation umgehen. der fatalist, der ich bin bezweifelt aber, dass das passieren wird.