Habe diese Woche einen 2021er Anime gebinged der extrem unter dem Radar flog und auf den ich eigentlich nur per Zufall aufmerksam wurde. Was mich eigentlich wundert, da das Studio dahinter niemand geringeres als das legendäre "Madhouse" ist und die in Sachen Production Value wieder einmal mit Kanonen auf Spatzen schießen. In manchen Jahresrückblicken hat man von ihm gehört, aber ansonsten ging er leider vollends und zu Unrecht unter.
Die Rede ist von "
Sonny Boy" und ich nehms gleich vorweg: Sonny Boy hat mich eiskalt erwischt und einfach alle wichtigen Knöpfe bei mir in exakt der richtigen Reihenfolge gedrückt, dass es fast schon etwas gruselig ist. Ich erspar mir jetzt auch den Versuch, Sonny Boy auch nur irgendwie inhaltlich zu erklären. Das ist einfach nicht möglich, um ihm gerecht zu werden. Nur so viel, diese aus 12 Episoden bestehende Serie ist ein einziger, trippiger Rausch für Hirn und Sinne. Von vorne bis hinten unkonventionell und mehr eine philosophische Novelle im Stil eines Albert Camus (nur halt auf Psychedelika) denn (Anime) Serie. Mit großer Wahrscheinlichkeit auch der philosophischte und tiefgründigste Anime der mir bisher unterkam.
Es ist auch keine Serie, die leichtfertig Antworten liefert. Am Ende steht man definitiv mit mehr Fragen als Lösungen da und wer behauptet Sonny Boy vollends vollstanden zu haben, muss wohl auch des Lügens bezichtigt werden. Das macht aber auch einen großen Reiz von Sonny Boy aus. Die Serie ist nicht darum bemüht dem Zuseher irgendwelche einfachen Antworten zu liefern. Sie versetzt den Zuseher in die Position des Beobachters, der nur einen sehr eingeschränkten, sehr geringen Teil des Ganzen sieht und dabei von keinem Narrator aus dem Off oder einem gütigen Storyboard Writer an die Hand genommen wird, während sich einem dieses absurde Spektakel feilbietet, in welches man ohne Vorwarnung geworfen wurde.
Kann nur meinen imaginären Hut vor diesem Meisterwerk der Animationskunst ziehen.
Zeitgleich sollte man aber fairerweise auch eine Warnung aussprechen, denn Sonny Boy ist nicht für jeden, was man auch in den Reviews dazu ablesen kann - polarisiert ziemlich stark, denn was ich hier gelobt habe, empfinden andere als Kritik.
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2021 war allgemein ein exzellentes Jahr für Anime. Hatte schon fast den Glauben in die Branche verloren aber das vergangene Jahr war echt ein absoluter Lichtblicht in der Dunkelheit. Neben dem vorher erwähnten Sonny Boy gabs da nämlich noch einige weitere exzellente Serien. Auf zwei davon möchte ich hier auch noch etwas Aufmerksamkeit lenken...
Vivy -Fluorite Eye's Song-
Ein Original von Studio Wit (Attack on Titan, Vinland Saga oder The Ancient Magus' Bride) und dementsprechend auch bereits klar, dass zumindest audiovisuell etwas geboten wird.
Während Sonny Boy den Platz des trippigen, philosophischen Arthouse Brainfuck einnimmt, ist Vivy der perfekte Blockbuster. Wie auch bei Sonny Boy hat man es hier nur mit 13 (abgeschlossenen) Episoden zu tun aber die haben es in sich, denn Vivy kennt nur ein Gas und das ist Vollgas. Es ist der Master of Everything and Grandmaster of None. Das ist Vivys größte Stärke und zugleich dessen größte Schwäche, denn mehr, als dass es in keiner Disziplin neue Maßstäbe aufstellt, kann ich der Serie wirklich nicht vorwerfen. Während die meisten TOP Serien irgendwelche dedizierten, großen Stärken haben, in denen sie brillieren, ist Vivy der Alleskönner, der überall explosiv punktet aber in keiner Disziplin den Jackpot knackt. In seinem Gesamtpaket eine wilde, aufregende Achterbahnfahrt, mit irrem Pacing.
Worum gehts? Idol Bot x Terminator x I-Robot x Epic Heroic Story x Wit Studio
Gehört übrigens auch zu den Anime die 2021 gefühlt völlig untergegangen sind. Bei Sonny Boy verstehe ich das ja, da doch sehr niche aber bei Vivy leuchtet mir das nicht wirklich ein. Vivys Production Value ist weit über dem Branchen Standard, Vivy ist rasant, Vivy ist laut und knallt richtig HART.
Denke es liegt daran, dass es sich hier ebenfalls um einen Original Anime handelt (sprich keine vorhandene Fanbase) der nicht direkt die Weeb/Otaku Zielgruppe anspricht (trotz Idol Terminator Bot).
Odd Taxi
Wo wir schon bei Originals und Non-Otaku sind, darf natürlich auch Odd Taxi nicht fehlen. Es wird ja gerne behauptet, dass Durarara der Tarantino Anime wäre aber dem konnte ich nie zustimmen. Den aktuellen Rufen, dass Odd Taxi quasi das geistige Kind Tarantinos sein könnte hingegen, kann ich nur vollumfänglich zustimmen.
Denke man erkennt bei mir auch schon langsam ein System. Ich mag originelle Anime, die innerhalb einer begrenzen Anzahl an Episoden abgeschlossen sind. Sprich Ideen/Konzepte die mit Bedacht in den begrenzten Faktor Zeit gegossen wurden und nicht darauf aus sind meine Freizeit mit X-Tausend Episoden und Staffeln zu vergewaltigen und mit Füßen zu treten. Ich schätze es sehr, wenn es Serien auf wenige Episoden schaffen ihr Ding (abgeschlossen!) durchzuziehen. Da reiht sich auch Odd Taxi nahtlos zu Sonny Boy und Vivy ein. Auch hier haben wir es mit einem Original Anime zu tun, der sich mit 13 Episoden begnügt und dabei aus den Vollen schöpft.
Odd Taxi hat dabei von den dreien die schwerste Ausgangssituation. Während Sonny Boy vielleicht zumindest durch den Klappentext noch ansprechend für so manchen typischen Anime Fan wirkt (und es nachher bereut) und man bei Vivy lediglich ein paar Fight Szenen herzeigen muss, um die Leute spitz darauf zu machen, funktioniert das bei Odd Taxi überhaupt nicht. Das wirkt schon im Trailer seltsam und vom Klappentext her max. abschreckend. Odd Taxi muss man einfach eine Chance geben, 1-3 Episoden, um sich ein Bild davon zu machen und warm damit zu werden aber vertraut mir, ihr werdet es nicht bereuen.
Lasse einfach mal diese Review hier, welchem ich zu 100% zustimmen kann...