Der Politikthread

Beardsome

Gaymer (He/Him)
seid doch nicht albern. man hat das gendern zu spät verboten.
Generell, für alle Männer – und die, die so aggressiv aufs Gendern reagieren, weil das ja Deutschlands größtes Problem ist und an allem Schuld woran wir gerade alle leiden... Es heißt ja oft, Frauen seien die emotionalen. Aber ist das nicht Projektion? Diejenigen, die ihre Emotionen nicht im Griff haben und schnell aggressiv werden, sind oft Männer. Das zeigt nur, dass die eigentlichen „Emotionalen“ Männer sind, weil sie emotional verkrüppelt durch das Patriarchat aufwachsen. Und ja, das wird viele hier triggern – was nur ihre eigene Emotionalität beweist.

Leider gibt es auch Männer – und davon extrem viele – die glauben, Frauen seien ihnen untergeordnet oder hätten irgendein Recht, über den weiblichen Körper zu bestimmen.

Zum Thema gendergerechte Sprache: Es geht nicht um individuelle Befindlichkeiten, sondern um strukturelle und systematische Unterdrückung. Gendern ist wichtig, weil es die Sichtbarkeit von 50% der Menschheit, die sonst ignoriert wird, wiederherstellt.

Wenn ihr verstehen wollt, wie tief das Problem geht, fangt mit "Unsichtbare Frauen" von Caroline Criado-Perez an. Dieses Buch zeigt deprimierende, aber faktische Einblicke in die systematische Auslöschung von Frauen im Bewusstsein unserer Gesellschaft – ohne Wertung, nur anhand der harten Fakten.

 

Zerfikka

Gottkaiser
Natürlich sind es Männer, die ihre Emotionen nicht im Griff haben, sieht man schon allein an der Mord Statistik. Die Tage auch einen interessanten Gedanken gelesen was Selbstmord angeht, da sind es gerade die Männer, die noch weitere Menschen mit in den Tod reißen wollen.

Wo du unsichtbare Frauen ansprichst, gestern hab ich nen Tweet gesehen wo es um das erste Sci-Fi Novel ging und da wurden nur Männer erwähnt, ein Quote Tweet hat dann offenbart, daß die Frankenstein Autorin das erste Sci-Fi Buch verfasst hat. Selbst geschichtlich wird ständig versucht, die Rolle von Frauen kleinzuhalten.
 

Beardsome

Gaymer (He/Him)
Wir alle werden manipuliert. Ob wir es wollen oder nicht, wir sind längst zu Produkten großer Konzerne geworden. Als jemand, der in der Tech-Branche arbeitet, sehe ich täglich, wie Social Media, Populismus, Faschismus und extremer Reichtum die Kontrolle übernehmen. Wenn es so weitergeht, werden sie unsere Demokratien in Autokratien stürzen – und wir spüren es bereits überall.

 
Zuletzt bearbeitet:

America`s Most Wanted

Stranger in a Strange Land
Wo du unsichtbare Frauen ansprichst, gestern hab ich nen Tweet gesehen wo es um das erste Sci-Fi Novel ging und da wurden nur Männer erwähnt, ein Quote Tweet hat dann offenbart, daß die Frankenstein Autorin das erste Sci-Fi Buch verfasst hat. Selbst geschichtlich wird ständig versucht, die Rolle von Frauen kleinzuhalten.

Hatte den Tweet auch gesehen, wobei ich Frankenstein nie als SciFi wahrgenommen habe. :unsure: Aber man muss überhaupt nicht weit zurückgehen, mit Oppenheimer haben wir ein Bsp. dessen das gerade mal ein Jahr zurück liegt.
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Like
Reaktionen: Cycrow und Beardsome

RoyEFaulskemper

39 by Design
Team | Moderation
Anhang anzeigen 8372

Ich bin grad Fassungslos, Black Rock? Der kapitalistische und imperialistische weiße Krebs dieses Planeten der Sklaven und Ausbeutung liebt? Really?

Der als Bundeskanzler? Ich wünschte Menschen würden verstehen das wir uns auf einen Korporatismus bzw eine Plutokratie oder schlimmeres entwickeln.

What a fucked up timeline.

Das war gerade zu der Zeit, in der er sich selbst in der "gehobenen Mittelschicht" verortet hat.
 

Cannibalpinhead

RETRO CRYPTKEEPER
Generell, für alle Männer – und die, die so aggressiv aufs Gendern reagieren, weil das ja Deutschlands größtes Problem ist und an allem Schuld woran wir gerade alle leiden...

Fand die Tage folgende Kolumne ganz treffend:


Die Antwort darauf war umso armseeliger:

 
  • Like
Reaktionen: Beardsome und Cycrow

Beardsome

Gaymer (He/Him)
Fand die Tage folgende Kolumne ganz treffend:


Die Antwort darauf war umso armseeliger:

Leider beide hinter einer Paywall, allerdings ist der Titel schon mehr als genug um zu sehen das dieser "Author" seine Hausaufgaben nicht gemacht hat und beim Titel cringe ich schon hart :ugly:
 

Cannibalpinhead

RETRO CRYPTKEEPER
Leider beide hinter einer Paywall,

Argh... ich vergesse immer dass die Partnerin ein Abo hat.

Unlängst trendete eine Frage auf TikTok: Wem würden Frauen allein im Wald eher begegnen wollen – einem Mann oder einem Bären? Und bevor hier jemand reflexhaft die Augen verdreht, nein, die Frage ist gar nicht leicht zu beantworten.

»Das Schlimmste, was der Bär mir antun kann, ist, mich umzubringen«, schrieb eine.

»Der Bär würde es nicht filmen und all seinen Freunden schicken«, antwortete eine andere.

»Man würde nicht fragen, was ich anhatte.«

»Man würde mir glauben.«

»Wenn ich den Angriff überlebe, muss ich den Bären danach nicht auf Familienfeiern wiedersehen.«

Das Gedankenexperiment ist natürlich nicht ganz ernst gemeint. Der gefährlichste Ort für eine Frau ist nicht der Wald. Der gefährlichste Ort für eine Frau ist … – eigentlich müsste an dieser Stelle der Satz kommen, den wir alle kennen, so gut sogar, dass er zu einem Lamento geworden ist, das seinen Schrecken verloren hat. Der Vollständigkeit halber, er lautet: Der gefährlichste Ort für eine Frau ist ihr Zuhause. In den vergangenen Tagen wurde mir aber klar, dass der Satz nicht stimmt.

Nicht, weil das Zuhause nicht gefährlich wäre. Täglich versucht ein Mann, seine Partnerin oder Ex-Partnerin zu töten. Jede Stunde erleben mehr als ein Dutzend Frauen Gewalt in ihrer Partnerschaft . Tendenz steigend. Vieles davon spielt sich jenseits der Öffentlichkeit ab. Das Zuhause ist also verdammt gefährlich.

Der Satz ist aus einem anderen Grund nicht korrekt. Er impliziert, dass es sichere Orte gäbe. Oder zumindest solche, die nicht ganz so gefährlich sind. Aber das stimmt nicht.

Solange es Männer gibt, gibt es keine sicheren Orte. Nirgendwo.

Bestimmt fühlt jetzt schon so mancher Mann, wie seine Hände schwitzig werden. Nicht alle Männer sind gefährlich, wollt ihr mir zurufen, was für eine populistische Pauschalisierung, ein Generalverdacht! Vielleicht denkt sogar einer: Sexismus!

Das ist mir egal. Ich habe keine Lust mehr, besonders nett zu euch zu sein. Euch behutsam mitzunehmen. Vorsichtig zu erklären, was schiefläuft. Euch zu beschwichtigen, nein, nein, ihr seid ja nicht das Problem, die anderen Männer sind es. Ihr seid unser Problem, alle.

Frankreich wird gerade von einem Fall erschüttert, der das nahelegt. Der Fall zeigt nicht nur, zu welcher Gräuel ein Mann in der Lage ist. Er zeigt, dass offenbar fast jeder Mann die Gelegenheit zu Gewalt gegen Frauen nutzt, wenn er sie bekommt.

Neun Jahre lang wurde die heute 72-jährige Gisèle Pelicot nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft von ihrem Ehemann Dominique mit Medikamenten sediert und hundertfach vergewaltigt . Etwa 200 Übergriffe sind durch Videos und Fotos dokumentiert. Die meisten zeigen den Mann. Er hat den Horror fein säuberlich auf seinem Computer archiviert. Auch, wie seine Frau offenbar 92-mal von anderen Männern vergewaltigt wird.

Ihr Partner hatte sie über das Internet gesucht. Nur zwei (in Zahlen: 2!) sollen den Raum, als sie die bewusstlose Frau sahen, wieder verlassen haben. Alle anderen ergriffen die Gelegenheit. Manche kamen sogar wieder.

Wir wissen das, weil 50 mutmaßliche Täter identifiziert wurden und derzeit in Avignon zusammen mit Dominique Pelicot vor Gericht stehen. Unter ihnen: Familienväter, Krankenpfleger, Feuerwehrmänner, Informatiker, ehemalige Militärs, Restaurantmanager. Männer jeden Alters, Männer, die man aus der Nachbarschaft kennt, Männer, die beim Bäcker immer nett grüßen, ein Querschnitt der Gesellschaft .

All das kam durch eine Hausdurchsuchung heraus, bei der Ermittler die Gewaltpornografie entdeckten. Gisèle Pelicot wusste bis dahin nichts von dem, was diese Männer und ihr Ehemann, der Vater ihrer drei inzwischen erwachsenen Kinder, ihr angetan hatten. Aufgrund der jahrelangen schweren Betäubung, die für sie hätte tödlich enden können, litt sie unter Symptomen, die kein Arzt richtig deutete. Niemand entdeckte den jahrelangen Missbrauch.

Es ist nicht der einzige Fall, der in den vergangenen Tagen für Entsetzen sorgte. Auch der Femizid an der olympischen Marathon-Läuferin Rebecca Cheptegei aus Uganda lässt einen würgen.
Cheptegei wurde von ihrem Ex-Partner mit Benzin übergossen und angezündet. Mehr als 75 Prozent ihrer Hautoberfläche verbrannten. Sie starb später im Krankenhaus an den Verletzungen.

Männer brauchen nicht einmal den privaten Raum eines Zuhauses, um Frauen zu quälen oder zu töten. Lassen Sie mich noch einen letzten aktuellen Fall erwähnen. Vergangenen Monat wurde eine angehende Ärztin in Indien umgebracht. Nicht zu Hause, sondern an einem Ort, den man eigentlich für sicher hält.

Nach 20 Stunden Arbeit in einem Krankenhaus in Kolkata hatte sich die 31-Jährige in einem Seminarraum kurz schlafen gelegt. Später wurde sie dort tot und mit zahlreichen Verletzungen gefunden. Die Obduktion ihres Körpers ergab Hinweise auf Vergewaltigung. Es gibt Vermutungen, dass es sich um eine Gruppentat gehandelt haben könnte. Nun hat sich der Oberste Gerichtshof eingeschaltet.
Ich bin wütend und ich bin traurig. Weil sich nichts ändert. Weil sich Klimakrise, Kriege, Despotie und Diktatur, fast jedes große Problem, auf eine gemeinsame Ursache zurückführen lassen: Männer.

In den sozialen Medien trendeten vergangene Woche zwei Hashtags, die es auf den Punkt bringen: #notallmen, #butalwaysmen. Nicht alle Männer, aber immer Männer .
Wenn wir etwa über Messerattacken und Terrorismus berichten, wie zuletzt sehr häufig, können wir uns das Gendern sparen. Täterinnen? Gibt es kaum. Täter? Sehr viele. Die Gewaltstatistik stützt diesen Eindruck. Gewaltdelikte werden viel häufiger von Männern begangen, Verbrechen auch.

Gewalt ist kein Gesellschaftsproblem, Gewalt ist ein Männerproblem.

Es sind auch mehrheitlich Männer gewesen, die bei den ostdeutschen Landtagswahlen eine rechtsextreme Partei wählten. Und wenn wir uns über die rechte Jugend Sorgen machen, dann meinen wir damit eigentlich rechte junge Männer. Die, die hassen, die, die »Gendergaga« brüllen und vom Testosteron besoffen erzählen, dass Migrantinnen und Migranten das Land verlassen sollten – es sind vielfach Männer.
Weil man gegen die Zahlen, die diese Befunde belegen, schlecht argumentieren kann, fordert ihr vielleicht, dass man dann genau hinsehen müsse, »Ursachen ermitteln«. Bei diesen Männern, die Gewalttaten begehen, die mit rechtsextremen Tendenzen, da sei etwas schiefgelaufen, heißt es dann. Die fühlten sich abgehängt , man müsse ihre gesellschaftliche Benachteiligung beachten.
Schließlich machen heute Mädchen öfter Abitur als Jungs, sie studieren auch häufiger, und die besseren Noten haben sie auch. Frauen geht es, trotz Gender Pay Gap und Care-Arbeit, finanziell besser als früher. Sie machen Karrieren, ziehen häufiger aus strukturschwachen Regionen weg und sind unabhängiger. Zurück bleiben schlechter gebildete Männer mit geringeren Zukunftsaussichten, sowohl wirtschaftlich als auch familiär. Der Soziologe Steffen Mau nennt das die »demografische Maskulinisierung«. Es heißt: In manchen Regionen in Ostdeutschland gibt es einen Männerüberschuss. Die Verbliebenen haben Schwierigkeiten, eine Partnerin zu finden. Sie bleiben häufiger Single, werden zu sexistischen Incels.

»Die graduelle Nivellierung und der Abbau von Privilegien wird von manchen Männern als Benachteiligung wahrgenommen und führt zu einer tiefen Frustration«, diagnostizierte Marcel Fratzscher, Präsident des deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), in seiner aktuellen Kolumne für »Zeit Online«. Die Soziologen und Ökonomen haben natürlich recht.
Aber ich will kein Mitleid fühlen. Ich kann kein Mitleid fühlen. Weil der männliche Verlust von Privilegien überfällig war. Und weil keine Empathie in mir übrig ist.

Denn der Frust der Männer, eure Wut, euer Hass tötet.

All mein Mitleid gilt den Frauen, die betäubt, vergewaltigt, gequält und umgebracht wurden. Denen, die unter der Gewalt leiden. Verbaler, emotionaler, physischer.

Die Benachteiligung der Männer ist sowieso nichts im Vergleich zu unserer. Niemand schenkt Mädchen bessere Abschlüsse. Niemand wirft Frauen Jobs in Metropolregionen hinterher. Niemand macht bereitwillig Platz in Aufsichtsräten. Frauen mussten darum ringen, einen Führerschein machen zu dürfen, und das ist noch nicht lang her. Jeder Zentimeter Gleichberechtigung ist und wird hart erkämpft. Und es gibt noch immer viel zu tun.
Doch man erwartet offenbar mehr von uns. Frauen sollen nicht nur freundlich die gleichen Rechte fordern (besser: darum bitten), sondern auch noch männliche Tränen trocknen, wenn dabei ihr Ego leidet. Dazu habe ich keine Lust mehr.

Frauen haben sich lang genug um Männer gekümmert. Macht es endlich selbst. Wenn ihr also Schwierigkeiten habt, für die Matheklausur zu lernen oder eine Partnerin zu finden, sorry not sorry.

Es ist Zeit für ein neues Männerbild.
Eure Wut und Frustration dürfen nicht länger zur Gefahr für andere werden. Lernt endlich, eure Gefühle wahrzunehmen und konstruktiv mit ihnen umzugehen. Frauen müssen das auch. Und wir mussten uns erst mal das Wahlrecht erstreiten. Ganz so schwer habt ihr es ja nicht. Emanzipiert euch endlich von euch selbst. Vielleicht findet ihr dann auch ne Freundin.

Und wenn ihr euch bis hierhin nicht angesprochen fühlt, wenn ihr denkt: Ich bin nicht so ein Mann, und ich kenne so einen auch nicht, wie kann es sein, dass fast jede Frau in irgendeiner Form Opfer von Übergriffen wird, aber kein Mann einen Täter kennt?

Solange dieses Umdenken nicht passiert, entscheiden wir uns in der Frage »Mann oder Bär?« für das Tier. Wir gehen nachts mit einem Schlüssel in der Faust nach Hause. Wir haben Angst. Wir sind wütend. Und wir glauben, dass die Welt ohne euch eine bessere wäre.

Wir werden aber nicht zurückgehen, in die Zeit der Macker. Sie ist vorbei.

Gisèle Pelicot hat sich dafür eingesetzt, dass der Prozess gegen ihren inzwischen geschiedenen Partner und die anderen mutmaßlichen Täter in der Öffentlichkeit stattfindet. Die Welt soll erfahren, wozu ein Durchschnittsmann fähig ist. Wir sehen hin, ihr auch?

Hass ist kein Gefühl, mit dem man sich öffentlich brüstet. Es sei denn, der Hass richtet sich gegen Männer. Die französische Feministin Pauline Harmange, die dem Thema einen Essay gewidmet hat, findet, dass Männerhass »eine befreiende Form der Feindseligkeit« ist. Meine Kollegin Elisa von Hof hat es zurückhaltender formuliert. Sie wünscht sich eine Welt ohne Männer, das »könnte so schön sein«.

Es gibt viele Beiträge dieser Art, es gibt Hashtags dazu, der Männerhass ist mittlerweile ein eigenes journalistisches Genre. Argumentiert wird in diesen Texten selten. Es geht darum, Befindlichkeiten auszuleben. Deshalb funktionieren sie perfekt in der Welt der sozialen Netzwerke.
Das ist schade, denn es geht um ein wichtiges Thema: Gewalt, die von Männern ausgeht. Niemand kann ernsthaft bezweifeln, dass das ein Problem ist. Worüber man reden müsste, ist die Frage, woher diese Gewalt kommt und wie man sie eindämmt. Und auch darüber, wer unter dieser Gewalt leidet. Ein Dialog wäre sinnvoll. Das ist nur nicht so einfach.

Wer differenziert, gilt als Komplize
Wer als Mann darauf hinweist, dass die ganz überwiegende Zahl der Männer nicht gewalttätig ist, gilt schon als Komplize. Auch dazu gibt’s einen eigenen Hashtag: #NotAllMen. Fast jeder Mann nutze die Gelegenheit zur Gewalt, wenn er sie bekomme, schreibt die Kollegin. Wenn man die Männer in zwei Gruppen einteilt – die, die schon vergewaltigt haben, und die, die noch nicht dazu gekommen sind – dann wird’s mit dem Gespräch natürlich schwierig.

»Klimakrise, Kriege, Despotie, und Diktatur«, fast jedes Problem lasse sich auf eine gemeinsame Ursache zurückführen, heißt es in dem Artikel: »Männer.« Früher war männlich eine Geschlechtsbezeichnung, heute ist es eine Diagnose. Man fragt sich, wie die Therapie wohl aussehen könnte.

An dieser Stelle ein kleiner Transparenzhinweis: Ich habe drei Söhne. Das beeinflusst die Perspektive.

Ein Kollege von der »Zeit« schrieb kürzlich, es sei höchstwahrscheinlich, dass jeder Mann einen anderen kenne, der schon mal gewalttätig gegenüber einer Frau geworden sei. An den Türstehern des Diskurses komme ich jetzt wahrscheinlich nicht mehr vorbei, aber: Ich kenne in meinem Umfeld niemanden, bei dem das so ist.

Jeder Junge kennt einen Jungen, dem Gewalt angetan wurde
Ich würde einen anderen Satz formulieren: Es ist höchstwahrscheinlich, dass jeder Junge einen anderen Jungen kennt, dem schon mal Gewalt angetan wurde. Dem gedroht wurde, damit er sein Handy rausrückt. Dem die Nase gebrochen wurde, weil er den Falschen blöd angeguckt hat. Der Sohn eines Bekannten wurde so übel zusammengeschlagen, dass er womöglich nie wieder laufen kann.

Nicht nur Frauen erleben Gewalt. Männer sind Täter, aber sie sind auch Opfer, und zwar häufiger als Frauen. Laut polizeilicher Kriminalstatistik sind 61 Prozent der registrierten Opfer von Körperverletzung Männer.

Dass im vergangenen Jahr 509 Frauen von ihren Partnern getötet wurden, ist schlimm. Insgesamt werden aber mehr Männer umgebracht als Frauen. Das scheint nur niemand problematisch zu finden. Und nicht nur Mädchen, auch Jungen werden häufig sexuell missbraucht, rund ein Drittel der Opfer ist nach einem Bericht der Unabhängigen Beauftragten zu Fragen des sexuellen Missbrauchs männlich.
Es geht nicht um einen Wettbewerb, wem größeres Unrecht widerfährt. Es geht um etwas anderes: Wer als Kind Gewalt erfahren hat, neigt eher dazu, als Erwachsener selbst gewalttätig zu werden. Wer als Junge sexuell missbraucht worden ist, wird mit größerer Wahrscheinlichkeit selbst zum Täter. Es käme auch den Frauen zugute, wenn die Gesellschaft mehr Empathie mit männlichen Gewaltopfern hätte.

Das wollen viele Feministinnen verhindern. Die Opferrolle beanspruchen sie exklusiv. »Ich will kein Mitleid fühlen«, schreibt Elisa von Hof. »Die Benachteiligung der Männer ist sowieso nichts im Vergleich zu unserer. … Niemand wirft Frauen Jobs in Metropolregionen hinterher. Niemand macht bereitwillig Platz in Aufsichtsräten.«

Man könnte ein paar Fakten dagegensetzen: Männer sterben früher. Männer haben eine deutlich höhere Suizidrate. In den gefährlichsten Berufen arbeiten fast ausschließlich Männer – und da sind die Soldaten nicht mitgezählt.
Es bringt nur nichts, Benachteiligungen gegeneinander aufzurechnen. Das macht die Frauenlobby auch nicht. Sie bestreitet schlicht, dass es Bereiche gibt, in denen Männer systematisch benachteiligt werden.

Das hat seine innere Logik. Aufmerksamkeit und öffentliches Geld sind begrenzte Ressourcen. Das Geld, das in eine Anlaufstelle für missbrauchte Jungen geht, fehlt vielleicht für ein Frauenhaus. Andererseits: Wenn der Staat sich mehr um missbrauchte Jungen kümmern würde, wären vielleicht auch weniger Frauenhäuser nötig.

Doch nichts darf vom Blick auf den Mann als Täter ablenken. Damit niemand auf die Idee kommt, auch Männern müsse geholfen werden, bedienen sich feministische Aktivistinnen eines wirkungsvollen Kunstgriffs: Dort, wo Frauen betroffen sind, diagnostizieren sie strukturelle Benachteiligung. Geht’s um die Männer, handelt es sich um individuelles Versagen.

Dass Frauen seltener in politischen Machtpositionen sind, liegt dann demzufolge nicht daran, dass sie sich seltener politisch engagieren, sondern dass sie systematisch aus Ämtern ferngehalten werden. Dass Männer früher sterben, erscheint dagegen als individuelles Problem. Sollen sie sich halt besser ernähren.
Besonders grotesk ist diese Haltung in einem Bereich, in dem die Benachteiligung von Jungen seit Langem dokumentiert ist, in der Bildungspolitik. Jungen machen seltener Abitur, und wenn, dann haben sie im Schnitt schlechtere Noten. Sie studieren seltener, sie verlassen die Schule häufiger als Mädchen ohne Abschluss. Es ist ein Trend, der sich in vielen Bereichen abzeichnet.
Sind Jungen blöder? »Niemand schenkt Mädchen bessere Abschlüsse«, schreibt die Kollegin. Doch, genau das.

Nicht nur ist der Unterricht eher auf die Fähigkeiten und die Bedürfnisse von Mädchen ausgerichtet. Es gibt zahlreiche Studien, die belegen, dass Jungen bei gleicher Leistung schlechtere Noten erhalten. Müssen Lehrer Tests bewerten, ohne dass sie das Geschlecht der Schüler kennen, erzielen Jungen bessere Ergebnisse.

Damit nun niemand auf die Idee kommt, daran etwas zu ändern, wird das Problem wegdefiniert. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft ist da sehr aktiv. Die Annahme, dass der Bildungserfolg von Mädchen einen Bildungsverlust von Jungen bedeute, sei definitiv falsch, erklärte die Bildungsreferentin Kristin Behnke vor einiger Zeit in einem Vortrag auf einer GEW-Landesfrauenkonferenz. Nach dieser Logik könnte man auch sagen: Dass Männer mehr verdienen, heißt nicht, dass Frauen weniger verdienen.
Behnke geht noch weiter: »Die Realität ist vielfältig und stellt sich nicht aufgeteilt in männlich und weiblich dar.« Das ist der Klassiker. Sobald offenkundig wird, dass Jungen oder Männer Nachteile erleiden, wird das Geschlecht zur entbehrlichen Kategorie. Ist es andersherum, gilt das selbstredend nicht.

Jungen müssen in der Schule mehr leisten als Mädchen. Ihr Leiden interessiert auch weniger. Eine Studie des Leibniz-Instituts für Bildungsforschung und Bildungsinformation hat ergeben, dass Lehrerinnen und Lehrer eher eingreifen, wenn ein Mädchen gemobbt wird. Jungs werden häufiger mit ihren Problemen alleingelassen. Man geht offenbar eher davon aus, dass sie damit klarkommen.

Das Gefühl der Hilflosigkeit kann Menschen, die gemobbt wurden, für ein ganzes Leben prägen. Veraltete Rollenbilder schaden also nicht nur den Mädchen.
Besonders schwer haben es Jungen mit Migrationshintergrund. Sie kämpfen mit dem Rassismus von rechts und der Männerverachtung von links. Dass sie häufiger als ihre Mitschülerinnen und Mitschüler die Schule abbrechen und seltener Abitur machen, ist nur folgerichtig.

In anderen Ländern wird das Problem angegangen. Das norwegische Parlament hat im Frühjahr einen Bericht veröffentlicht, der die Politik auffordert, sich stärker um die Probleme von Jungen und Männern zu kümmern. In den USA machte vor zwei Jahren das Buch »Of Men and Boys« von Richard V. Reeves, einem Forscher am Washingtoner Thinktank Brookings, Furore.

Reeves weist darauf hin, dass Jungen und Mädchen in einem bestimmten Alter biologisch unterschiedlich schnell reifen. Er schlägt vor, Jungen später als Mädchen einzuschulen. In Norwegen soll ein flexibler Schulstart möglich sein.

Einseitige Sicht auf das Problem
Ob das sinnvoll ist, darüber kann man diskutieren. Dafür müsste man aber zunächst einmal das Problem anerkennen. Das verhindert in Deutschland ein administrativer Komplex, der die Behauptung, dass nur Frauen benachteiligt werden, institutionell absichert. Es gibt in den Behörden und Institutionen der Länder mehrere Hundert sogenannte Gleichstellungsbeauftragte. Dass das eine einseitige Sicht auf das Problem befördert, liegt nahe.

Jungen werden in der Schule abgehängt, sie finden in ihrer Not keine Hilfe, ihnen wird andauernd gespiegelt, dass sie im Vergleich zu Mädchen defizitäre Wesen sind – und dann bekommen sie von meiner Kollegin den Ratschlag: »Es wird Zeit, dass ihr endlich an euch arbeitet.« Es braucht sich niemand zu wundern, dass viele junge Männer einem chauvinistischen und gewalttätigen Influencer wie Andrew Tate hinterherlaufen.

Zementierte Verhältnisse
Männer missbrauchen Macht, weil sie welche haben. Wenn Frauen mehr Macht bekommen, missbrauchen sie diese auch. Das zeigt die Praxis. Am besten wäre es wohl, man suchte gemeinsam nach Lösungen. Das scheint nur nicht gewünscht zu sein.

Wem’s guttut, der darf sich natürlich über die Männer auslassen. Dann sollte nur klar sein, dass man damit die Verhältnisse zementiert, statt sie zum Tanzen zu bringen.
 
  • Sneaky
Reaktionen: Cycrow

Beardsome

Gaymer (He/Him)
Klare Tatsachen was passiert wenn man eine Antidemokratische Nationalistische Rassistische, Extremistische Regierung hat. :whoa: We're fucked, Die armen Menschen aus der Swana-Region

Israel Extremisten an der Macht Doku HD | ARTE
 
Zuletzt bearbeitet:

Cycrow

Cyt für Kantholz

Gaming-Communitys: Der letzte unpolitische Ort auf Erden | ZDF Magazin Royale​


Irgendwann sind wir aufgewacht und haben gemerkt: Alles ist politisch! Welches Auto fährt man? Kauft man jetzt die Wurst aus gepresstem Schwein oder die aus gepresstem Soja? Hält man öffentlich zu Dieter Bohlen oder doch zu Thomas Anders? Die Realität ist so verwirrend, dass es gut tut, einfach mal in eine nicht-politische, digitale Welt abzutauchen. In die Welt der Computerspiele. Gaming, Twitch, Steam – diese Begriffe sind Musik in unseren Ohren. Doch einen Haken gibt es auch online: Menschen, vor allem Männer in Internet-Subkulturen. Surprise: Die Probleme der realen Welt verschwinden im Internet nicht, sondern verlagern sich nur. Wie unpolitisch kann eine Szene sein, in der Rassismus, Sexismus und rechtsextreme Communitys zum Alltag gehören?


Mehr Informationen:

gamestar.de: Frauen über Sexismus: Activision Blizzard ist nur die Spitze des Eisbergs https://zdfmagaz.in/gamestarGamerGate

bpb.de: Die Erben von GamerGate – Gaming-Youtuber beeinflussen den Diskurs über Videospiele https://zdfmagaz.in/bpbGamerGate

eurogamer.net: Majority of game devs see harassment from players as major problem, survey claims https://zdfmagaz.in/eurogamerGamingHa...

mein-mmo.de: Alle lieben das neue Dragon Age, doch zwei Meinungsführer ätzen: „Woker, als ihr denkt“ https://zdfmagaz.in/MMODragon

sueddeutsche.de: Das rechte Spiel https://zdfmagaz.in/sueddeutscheRecht...