Wenn ich es auf deren Seite aber richtig gelesen habe, ist die Grenze bei 84.000€ Jahreseinkommen bezüglich steigender Einkommensteuer und 1.000.000€ für Vermögenssteuer. Das ist zugegeben viel Geld, trifft aber viele in der tragenden Mittelschicht. Wer 45 Jahre gearbeitet hat, sparsam ist und seine Rentenlücke schließen möchte, weil keine der letzten Bundesregierungen eine sinnhafte Rentenreform auf den Weg gebracht hat, wird abgestraft. In dieser Zeit kann man durchaus 1.000.000€ Vermögen aufbauen, oder mit gestiegenen Immobilienwerten auch schnell auf ein solches Vermögen kommen.
In diesem Instagram-Beitrag wird es ganz gut veranschaulicht, welche Einkommen die Parteien be- und entlasten wollen; in diesem Fall am Beispiel einer vierköpfigen Familie mit Alleinverdiener*in:
Dort sieht man auch die Entlastungsgrenze bei etwa 180k Jahreseinkommen, die bei einem Single oder anderen ungünstigeren Steuerklassen sicherlich etwas niedriger liegt, aber eben weit weit weit über dem durchschnittlichen Einkommen.
Und das war ja deine ursprüngliche Aussage: die Linke würde jeden, der mehr als ein durchschnittliches Einkommen hätte, mehr belasten. Und das stimmt einfach nicht.
Zum Vermögenssteuerkonzept:
Vorweg sage ich schon mal, dass ich deine Erzählung in erster Linie für ein nettes Märchen halte; der fleißige Sparer, der von seinem ohnehin eher bescheidenen Einkommen eifrig was zur Seite legt und so mal eben 1 Mio. Vermögen aufbaut.
Davon einmal abgesehen wird die Linke dieses fleißig angesparte Vermögen überhaupt nicht antasten.
Hier wortwörtlich, was die Partei zu ihrem Vermögenssteuerkonzept sagt:
"Für Vermögen unter einer Million zahlt man nichts. Eine Person, die eine Million und einen Euro besitzt, muss nur auf diesen einen Euro Steuern zahlen. Wir schlagen einen ansteigenden Steuersatz vor: Ab einem Vermögen von einer Million Euro 1 Prozent im Jahr, ab 50 Millionen wird ein Steuersatz von 5 Prozent fällig."
www.die-linke.de
Konkret bedeutet das, wenn jemand ein Vermögen von 1.000.001€ hat, zahlt diese Person 0,01€ Vermögenssteuer.
Ja, das frisst sicherlich das Vermögen des kleinen Sparers und der kleinen Sparerin auf und ist eine unzumutbare Belastung für die "tragende Mittelschicht".
Für eine kleine Opposition im Bundestag ist so ein Gegenpol wie die Linke durchaus wichtig, aber sie leben auch in einigen Dingen nicht in der Realität.
Zum Thema Realismus (und daraus folgende vielleicht auch: Realisierbarkeit) der politischen Forderungen der Parteien in ihren jeweiligen Wahlprogrammen:
Die Linke ist die einzige Partei, deren Konzept unter dem Strich finanzierbar ist und nicht einfach eine Aneinanderreihung von Wahlversprechen, bei denen am Ende aber ein dickes Minus steht und es in dieser Form ohne massive Verschuldung überhaupt nicht realisierbar ist:

Gehört dann vielleicht auch zur ganzen Wahrheit.
Sozialismus/Kommunismus funktioniert mit dem jetzigen Entwicklungsstand nicht, das hat die Geschichte sehr wohl erwiesen.
Mit dem jetzigen Entwicklungsstand funktioniert auch der Kapitalismus nicht, auch das beweist uns die Geschichte seit mehreren Jahrzehnten und heute mehr denn je.
Von daher kann man sicherlich trefflich darüber streiten, ob beispielsweise ein demokratischer Sozialismus mit einer deutlichen Eindämmung obszöner kapitalistischer Auswüchse wirklich so viel schlechter wäre.
Ein ganz entscheidender Faktor, warum Sozialismus historisch bislang gescheitert ist, war übrigens auch der imperialistische Einfluss des kapitalistischen Westens, der mitunter zu gewaltsamen Umstürzen und zur Ermordung populärer sozialistischer Führer wie z.B. Patrice Lumumba, Salvador Allende oder Thomas Sankara geführt hat.
Das nur noch am Rande.