Mal noch ein paar mehr Eindrücke nach so ca. 6-7h Spielzeit:
-Der Einstieg ist schon wirklich sehr trocken. Also der Anfang ist sehr linear, bietet auch kaum Möglichkeiten sich selbst mal einzubringen oder eine nennenswerte Entscheidung zu treffen und hat ziemlich viel pures Gameplay. Jetzt nach der Zeit kann ich auch selbst mehr Entscheidungen treffen, was ich zuerst machen möchte, habe auch ein paar kleinere Nebenmissionen, die ich ansteuern kann, das ganze wird um einiges ansprechender und interessanter.
-Die Spielestruktur erinnert wirklich sehr an die von Mass Effect 2, einzelne Missionen in seperaten Levelschläuchen, die hier und da in kleinen Nebengängen bisschen extra Items verstecken, aber man später nicht mehr betritt/betreten kann.
Immerhin sind die Locations selbst alle ein wenig Hubareal-mäßig designt und eröffnen sich nach und nach mehr um zu den dann lineareren Missionen selbst zu kommen (plus man hat auch die inzwischen patentierten Dark Souls™-Laddershortcuts, die man sich auch eröffnet, bzw. runter lässt).
-Visuell ist das Spiel ziemlich schick, gerade die Locations selbst sind schön abwechslungsreich und sind sehr opulent in ihren Details, da kann man mit Sicherheit viel gutes mit dem Photo Mode bewirken. Allerdings ist das ganze ein wenig in Cutscenes ruiniert von den etwas hölzernen Gesichtsanimationen und Pre-canned Animations. Gerade letztere wäre eigentlich gut gewesen, wenn Bioware sich davon verabschiedet hätte, da das immer ein wenig awkward aussieht, wenn Charaktere sehr hart und plötzlich in eine bestimmte Animation switchen und danach genauso unnatürlich wieder in ihre normale Idle Pose zurück gehen. Aber vielleicht ist man da jetzt auch einfach von BG3 verwöhnt, das für so ziemlich alle Dialoge motion capturing genutzt hat und deswegen das Problem direkt geskipped hat.
-Der Skilltree verspricht zumindest beim Rogue einige interessante Kombos, auch sehr schön, dass die Skills alle Preview Videos zeigen, und ist auch ziemlich gut komplex mit vielen Abzweigungen und Modifikatoren.
Aber finde es ein bisschen schade, dass manche Skills an die jeweiligen Factions gekoppelt sind, aber dann gleichzeitig nicht auch für den Charakter weggesperrt sind, wenn man nicht dieser Faction zugehörig ist. Bin ja immer ein sehr großer Fan davon wenn Spiele gewissen Content, sei es in Story oder Gameplay, nur für den eigenen Charakter anhand von Spezies, Klasse, etc. zugänglich macht und anderes wegsperrt, da das a) den eigenen Playthrough einzigartiger macht gegenüber den von anderen Spielern und b) den Wiederspielwert immens erhöht.
In meinem Fall habe ich Glück, dass die Skills und Spezialisierung, die ich will auch genau die meiner Factions sind (Antivan Crows), aber gäbe andererseits auch nichts, was mich daran hindern würde mit dem kompletten Skilltree der Shadow Dragons und einem transmogrifizierten Outfit der Grey Wardens rumzurennen, und das einzige was meinen Charakter dann noch besonders machen würde, wären die paar Dialoge, in denen mir mein Antivan Crow-Faction-Tag ein paar exklusive Voice Lines ermöglicht.
-Muss tatsächlich sagen, dass der Kommentar, den ich vor ein paar Tagen gelesen habe, der die roleplaying Möglichkeiten mit denen von Fallout 4 verglichen hat, bis jetzt so hin kommt. Also irgendeine Möglichkeiten da was selbst zu beeinflussen oder zu entscheiden hatte ich bis jetzt noch nicht. Man hat halt jetzt ständig diese Walking Dead Style-"Clementine will remember this"-PopUps bei Dialogen, aber bis jetzt war da noch nichts, was sich nennenswert irgendwo in anderen Folgen zu spüren lassen hat.
Mehr so banaler Kram in der Heimatbase a la "Harding will remember that you like Hafermüsli more than Graubrot for breakfast".
-Zu guter letzt aber noch um bei was positiven zu endem, gerade da es die Trottel im Netz ja mal wieder zur Weißglut treibt, das Spiel ist tatsächlich mit das ausgearbeiteste, was LGBTQ-Identity und Selbstverwirklichung in dem eigenen Charakter angeht.
Man kann zum ersten Mal in nem Spiel Body, Gender, Voice und Pronouns komplett getrennt von einander anpassen, und man kann sogar spezifisch seinem Charakter ein Trans-Dialog-Tag verpassen, das neue Dialog-Optionen und Voice Lines ermöglicht. Das ist super und würde mir wünschen, dass sich die Mühe viel mehr Developer machen, auch wenn es natürlich mehr Arbeit ist dafür extra neue Voice-Lines aufzunehmen, etc., aber das ist es imo am Ende so auch wert.
Muss aber tatsächlich sagen, dass es Stück für Stück immer ein wenig interessanter wird und sich mehr Optionen eröffnen und damit auch mehr Spaß macht. Die Story ist noch ziemlich generisch und man hat das Gefühl, dass so mehrere Stunden an Stuff übersprungen und anhand von ein, zwei Expositionsdumps erklärt werden, aber die Charaktere und Welt kriegen mehr einen Raum zu atmen und man traut dem Spieler auch mehr zu auch selbst das Spiel mal zu spielen. Hoffe das bleibt so, aber frage mich da immer mehr, ob so ein Anfang nötig war. Den Spielern geht ja schon das knapp 1 Stunden lange spielbare Intro aus Fallout 4 auf die Nerven und das wird rigoros rausgemoddet für spätere Playthroughs, ganz gleich wie nett das beim ersten Mal gemacht sein mag, warum hat man dann etwas ziemlich ähnliches auf 5 Stunden gestreckt?