Also jetzt nochmal ein bisschen mehr, was mir nach dem Gameplay Reveal durch den Kopf geht...
Finde das Kampfsystem, was man da sieht, soweit auch in Ordnung, auch mit einem noch größeren Echtzeit-Action-Fokus. Auch wenn DA:O's RTwP wohl trotzdem mein favourite bleiben wird, hat Dragon Age sich von jedem Teil komplett unterschieden, was das Kampfsystem angeht, sodass es schwer ist der IP eine definitive Identität im Bezug aufs Gameplay zuzuschreiben. Weniger Hotkey-Slots sind zwar etwas ärgerlich, haben aber im ME3 MP damals auch nicht stark dem Gameplay geschadet, im Gegenteil eher.
Mehr stört mich da eher, dass sie anscheinend noch weniger Wert auf die visuelle Consistency der Klassen legen. Damals in den alten Teilen wurde schon ziemlich drauf geachtet, dass wenn man z.b. wie im Gameplay Reveal einen Schurken, also eine non-magische Klasse, spielt, das die Fähigkeiten alle irgendwie einen martialischen oder physischen Background haben und der Charakter nicht einfach random einen Feuerball schleudert, damit der Schurke auch eine ranged ability hat, die magic damage verursacht. Einfach, weil der Schurke halt keine Magie kann, bzw. andersrum Leute die im Dragon Age Universum Magie nutzen können ein big deal sind und das nur auf sehr spezifische Leute im Setting zu trifft und nichts ist was man einfach so erlernen kann.
Während man dort im Reveal sehen kann, dass der als Schurke als seine erste Ability (also ist nicht mal eine bestimmte Spezialisierung a la Magick Archer in DD) einfach so Lightning Bolts werfen kann. Hatte sogar extra das Video pausiert um zu gucken, ob die Description der Ability irgendwie das erklären kann, aber nö, anscheinend kann der Wald-und-Wiesen Schurke einfach so manifestierte Blitze werfen, anscheinend ist das jetzt so etwas, was im Dragon Age-Setting jeder Otto-Normal Bürger kann. Keine Ahnung ob die Devs das begründen wollen, da der Anfang ja in Tevinter spielt, was ja das Hochreich der Magier im DA-Universum ist, aber nimmt dem ganzen für mich stark die Groundedness.
Was mir auch noch Bedenken verursacht sind die Companions. Hier hat sich Bioware offensichtlich für die andere Seite der Münze des gleichen Problems entschieden, das auch BG3 hat. Einer der wenigen Kritikpunkte, den Spieler bei BG3 nämlich anbringen, ist, dass die Companions alle relativ normale, normalaussehende Charaktere, die den Standard-Rassen angehören, sind. Es gibt unter den Companions weder Zwerge, noch Gnome, Halflings, Dragonborns, etc.
Das war bei Larian eine bewusste Entscheidung, da man halt leider nur begrenzte Ressourcen hat, wie viele Companions man ins Spiel bringen kann, bei der ganzen Arbeit an Performance Capturing, Voice Acting, etc. und durch den Fokus auf die "normalen" Rassen hat man sechs visuell wie auch von der Personality her an die meisten Spieler appealende Charaktere erschaffen können, sodass die Spieler auch Bock hatten bei neuen Durchläufen andere Charaktere zu romancen und deren Plotlines zu verfolgen. Ging ja auch voll auf, weil die Spieler die BG3 Origin Companions lieben und die auch nahezu alle fantastisch geschrieben sind.
Hier scheint man die andere Seite zu verfolgen, die sieben Companions gehen wesentlich mehr in Richtung exzentrische Weirdos, was das Design angeht. Was an und für sich ja okay ist, solche Charaktere auch zu beinhalten, aber wenn es halt die überwiegende Mehrheit ist, sorgt es halt nur dafür, dass die Chance höher ist, dass der Spieler nur an einem oder zwei Charakteren wirklich interessiert ist, das kann halt ganz schön riskant sein.
Immerhin haben die Devs schon angekündigt, dass die Companions alle playersexual sind, was das romancen angeht. Repräsentation durch fest definierte Sexualität ist super, wenn du genug Charaktere im Spiel hast, die ein solches System tragen können, aber wenn man nur 7 Charaktere hat, und der einzige Charakter an dem man interessiert ist, man mit dem nicht interagieren kann weil man vor 50 Stunden Spielzeit im Character-Creator die falsche Choice getroffen hat ohne das da überhaupt vorraus wissen zu können, ist man sehr nah an dem unfassbar depressiven System das Cyberpunk 2077 hatte (ironischerweise war die Implementierung von Romances da viel dystopischer als alles andere im Spiel, was man sonst auf das Cyberpunk Setting schieben hätte können).
War ja auch eine Lektion, die sie mit DA2 im Vergleich zu DA:I gelernt haben, BG3 hat es sogar auch bewusst so gemacht, das Companions playersexual sind, auch wenn einige Companions in bestimmte Richtungen codiert geschrieben sind (gibt zu dem Thema btw. auch ein sehr interessantes Interview mit Karlach's VA), und wenn ich daran zurück denke, dass in DA:I man einen Charakter nur romancen konnte, wenn man spezifisch einen weiblichen Elf gespielt hat, was so dermaßen limitierend bei einem generell so kleinen Cast ist, ist das zumindest ein kleiner Tropfen auf dem heißen Stein.
Habe trotzdem meine Sorgen, ob und wie die Companions am Ende landen, gerade weil das ein so unfassbar wichtiger Aspekt, fast wichtiger als die Story selbst bei diesen Spielen ist, zumindest Design-wise sind die bislang die unappealendsten Charaktere, die das Franchise so hatte, da hatten mir die Charaktere in DA:I noch wesentlich besser gefallen...
Und ich tue mich halt immer noch schwer die Story ernst zu nehmen. Jedes Mal wenn ich Solas sehe will ich verbal den Writer am liebsten ohrfeigen, der damals für den Part der DA:I Story verantwortlich war, so ein dämlicher Self-Insert-Edgelord Charakter. Hatte im ERA irgendwas gelesen, dass es wohl Gerüchte gebe, dass der früh in der Story nicht mehr der zentrale Fokus sei, sondern irgendne andere Bedrohung da wäre, und das wäre mir nur mehr als recht so.
Man stelle sich mal vor Bioware hätte die Eier gehabt nach Mass Effect 3 damals direkt an einem Mass Effect 4 zu arbeiten, bei dem das Star Child als Antagonist herhalten würde und als super fähig und logisch und vorrausplanend dargestellt werden würde, wie da wohl die Community reagiert hätte, wenn Bioware darauf beharrt hätte den ernst zu nehmen.
Die Devs haben da echt Glück, dass DA:I teilweise so unfassbar lange, zähe Strecken hat, sodass viele das Ending nie gesehen haben, noch dazu die DA Lore wesentlich undurchsichtiger ist als die von ME, sodass viele eh nicht vollends verstanden hatten wer oder was am Ende von DA:I richtig passiert ist und die meisten das nur als wirres Cliffhanger Ending für den DLC gesehen haben.